Geheimnisvolle Vergangenheit

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Da ich alle Bücher von Miriam Georg mit großer Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman. Der auf zwei Zeitebenen spielende Roman dreht sich im Wesentlichen um ein Geheimnis, welches das Leben der 92 jährigen Änne geprägt hat. Ihr Tod wirft Fragen nach ihrer Vergangenheit auf, als ihre Enkelin Laura im Nachlass auf Fotos und Notizen stößt, die sich mit dem bislang bekannten Leben der Mutter und Großmutter nicht in Einklang bringen lassen; Laura begibt sich auf Spurensuche in das ehemalige schlesische Gebiet, wo Änne geboren wurde, und taucht immer tiefer mit ihrer Mutter Ellen in die Vergangenheit Ännes ein,
Die Autorin, schildert ausführlich den Lebensweg Ännes von der Kindheit an bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Luise, wächst sie behütet auf dem idyllischen Gut der Eltern auf und muss sowohl durch den Krieg und den persönlichen Verlusten, die dieser mit sich bringt als auch durch den harten Existenzkampf erwachsen werden. Während die sehr enge Bindung zu ihrer Zwillingsschwester Luise in der Kindheit noch eine Stütze ist, erweist sich diese Abhängigkeit später auch als Last, zumal die Schwestern sich in ihrem Wesen sehr – die eine eher extrovertiert, die andere introvertiert- unterscheiden und die Schwestern, bedingt durch die Umstände in der Kriegszeit, unterschiedliche Lebenserfahrungen machen, die die symbiotischen Beziehung beeinträchtigen.
Sie gehen durch Höhen und Tiefen, wobei machen Verletzungen so tief sind, dass sie die Beziehung auf Dauer bis in die Gegenwart hinein belasten. Miriam Georg hat mit ihrem Roman versucht die Traumata des Krieges deutlich zu machen und insgesamt dessen verheerenden Folgen, sowohl im Hinblick auf die wirtschaftliche Existenz als auch auf die Psyche des einzelnen sehr realistisch geschildert. Da auch das Geheimnis, welches die Familiengeschichte birgt, erst nach und nach durch Ellen und Laura aufgedeckt wird, mangelt es nicht an Spannung; letztendlich müssen beide das Bild welches sie von Änne hatten, revidieren.
Mit dem Roman, der von den bildgewaltigen Schilderungen der Autorin lebt, habe ich mich insgesamt etwas schwergetan, weil ich die Geschichte und die Verhaltensweisen einiger Protagonisten etwas konstruiert empfand und die Handlung streckenweise etwas langatmig erschien. Da ich darüber hinaus die tragische Kriegsthematik- die selbstverständlich nichts an Aktualität eingebüßt hat-, schon hinlänglich oft gelesen habe, hat mich das Buch nicht ganz so begeistert wie die Vorgängerromane, die ich verschlungen habe, was aber nichts daran ändert, dass es sich um einen sehr lesenswerten Roman handelt.