Intensives Familiendrama

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waterlilly Avatar

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Die Handlung von „Die Verlorene“ hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Ich dachte, dass es thematisch mehr um die Vertreibung aus Schlesien gehen würde. Tatsächlich war dies nur ein Randdetail und ich wurde überrascht mit einem komplexen Familiendrama, welches mich durch seine Tragik sehr berührt hat.

Luise und Änne sind Zwillinge und haben eine sehr enge Bindung zueinander. Die Familie lebt auf einem Gutshof und der Alltag läuft auch während des Krieges mehr oder weniger weiter. Die beiden Schwestern leben in einer Art Symbiose zusammen, bis bei Änne Epilepsie diagnostiziert wird. Aus Angst vor den Behörden muss die junge Frau von nun an ein Leben im Verborgenen führen. Während ihre Schwester erwachsen wird, ist sie zur Beobachterin verdammt.

„Die Verlorene“ ist eine intensive Geschichte über Liebe, Verrat, Verlust und Schuld. Der Roman zeigt, wie weit manche Taten die Zukunft beeinflussen können.
Änne war mir als Charakter nicht sympathisch, trotzdem konnte ich ihre Beweggründe in Teilen nachvollziehen und habe mit ihr mitgelitten. Bei Luise ist es mir deutlich leichter gefallen, sie zu mögen.
Der größte Plottwist lag zwar für mich lange im Voraus auf der Hand, dennoch hat die endgültige Auflösung dadurch nicht an Wucht verloren.
Parallel dazu gibt es auch noch einen Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, mit Ännes Tochter und Enkelin im Zentrum. Dieser Teil der Geschichte war allerdings eher Mittel zum Zweck und trägt nicht wirklich zur Entwicklung der Handlung bei.
„Die Verlorene“ war anders als gedacht und trotzdem so gut, wie erhofft. Das war ein richtig tolles Buch und ich vergebe 5 Sterne.