Jahreshighlight

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joolte_hoert Avatar

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Ein Roman über die Kraft der Familie, der Verschwiegenheit und der Erinnerungen.
Ich bin immernoch überwältigt von diesem Buch. Es hat mich mit einer Kraft mitgerissen, die ich nicht für möglich hielt.

Laura wird durch einen Sturz ihrer Großmutter Änne wieder an deren Vergangenheit erinnert. Etwas vor ihrem Sturz hat Änne so aus der Fassung gebracht, das sie sich davon nie wieder erholen wird. Sie stirbt kurz darauf. Laura und ihre Mutter versuchen nun herauszufinden, was das gewesen sein kann. Wieso hat Änne nie über ihre Kindheit gesprochen, was ist damals in Schlesien passiert?

Als erstes begeben sich Laura und ihre Mutter Ellen auf die Suche nach dem Geburtshaus ihrer Großmutter. Doch ohne direkt zu wissen, wo genau sich dieser Hof befindet, machen sie sich auf dem Weg. Sie haben nur ein Bild von dem Pappelhof. Abwechselnd tauchen wir als Leser in die Zeit um 1943 und 2019 in Schlesien ein. Auf der einen Seite lernen wir Änne und Luise mit ihrer Familie kennen, und auf der anderen Seite begehen Laura und Ellen den Hof in der Gegenwart.

Miriam Georg hat einen wunderbaren Schreibstil. Sie schreibt sehr plastisch, es hat sich für mich angefühlt, als wäre ich selbst zur Zeit des Krieges auf dem Pappelhof. Es ist auch nicht einfach nur eine Geschichte die erzählt wird, sondern es passieren noch so viele erschreckende Dinge und Überraschungen, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Ich habe insgesamt tatsächlich etwas länger für das Buch gebraucht, denn die Autorin hat genau das erreicht, was sie sich auch im Nachwort erhofft hat: Das wir als Leser darüber nachdenken, und uns die Frage stellen, wie unsere Verwandten die Zeit damals erlebt haben. Das wir anfangen, Fragen zu stellen. Und diese Fragen habe ich mir beim lesen andauernd gestellt. Mein Großvater hat mir vor vielen Jahren darüber erzählen wollen, doch da war ich noch zu klein und habe mich dafür nicht interessiert. Jetzt ist es zu spät, aber ich habe trotzdem über die Worte nachgegrübelt, die er mir vor einigen Jahren erzählt hat.Der Roman hat sehr viel in mir ausgelöst und es hat mir auf eine ganz neue Art gezeigt, wie spannend, schockierend und traurig zugleich, die Erlebnisse des Krieges erzählt werden können.