Lebenslange Geheimnisse
Auch mit ihrem neuen Buch hat Miriam Georg wieder einen fesselnden Roman geschrieben, der bestimmt ein Bestseller werden wird. Wie wir im Nachwort erfahren, gaben familiäre Hintergründe Anlass zu diesem Roman. Doch worum geht es? Lauras Großmutter Änne ist mit weit über 90 Jahren plötzlich verstorben. In Ännes Haus findet Laura alte Dokumente, die weder sie, noch Ellen, Ännes Tochter, einordnen können. Das Verhältnis zwischen Änne und Ellen war zeitlebens kompliziert. Änne war unnahbar und Ellen gegenüber oft fremd. Über Ännes Vergangenheit ist wenig bekannt, sie schwieg sich darüber aus. Laura beschließt nach Polen zu reisen, dorthin wo Änne geboren und aufgewachsen ist. Auf einem Gut in Schlesien, welches früher zu Deutschland gehörte. Laura trifft dort auf die Vergangenheit und auch Ellen kann sich dieser nicht mehr entziehen. Was sie dort erfahren, zieht ihnen sprichwörtlich den Boden unter den Füssen weg. Soweit die Handlung des Gegenwartstranges. Dieser wechselt sich mit den Geschehnissen der Vergangenheit ab. 1943: zusammen mit ihrer Schwester Luise, ihren Eltern und einigen Arbeitern lebt Änne auf dem Gut in Schlesien. Ein älterer Bruder ist bereits in Frankreich gefallen, ein anderer wird vermisst. Änne leidet an Epilepsie, eine Krankheit, die unter den Nazis geahndet wird. So wird beschlossen, dass Änne sich viele Monate auf dem Dachboden verstecken muss. Änne hat kaum Kontakt zur Außenwelt, lediglich ihre Schwester Luise ist ihr nah. Doch eines Tages verliebt sich Luise und hat immer weniger Zeit für Änne. Änne greift ein und dieses Eingreifen wird Auswirkungen auf das Leben aller haben. Nach Kriegsende müssen sie den Hof an polnische Umsiedler abgeben, nichts ist mehr wie es war. Änne beschließt die Flucht und beginnt im Westen ein neues Leben. Den eigentlichen Plot verrate ich natürlich nicht. Doch so viel sei gesagt, es gibt ein Feuerwerk an Wendungen, die nicht vorhersehbar sind und für viele, überraschende Momente sorgen werden. Immer wieder frage ich mich, woher nimmt Miriam Georg all diese Ideen? 512 Buchseiten sind gefüllt mit Spannung, interessanten Romanfiguren, wunderbaren Landschaftsbeschreibungen mit all ihren Farben und Gerüchen und historischen Wissen. Mehr geht nicht. Die beiden Handlungsstränge sind geschickt miteinander verknüpft und die Wechsel passen sich harmonisch der Dramaturgie an. Die Geschichte hat von Beginn an einen Sog auf mich ausgeübt, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchlesen musste. Dieses Phänomen hat mich bislang bei all ihren Romanen heimgesucht. Miriam Georg versteht ihr Handwerk perfekt und eine wichtige Botschaft gibt sie ihrer Leserschaft auf den Weg: zeigt Interesse an eurer Familiengeschichte, solange es noch Menschen gibt, die darüber sprechen könnt. Wartet nicht, bis es zu spät ist. Genauso soll es sein.