Nur eine von vielen Tragödien des 2. Weltkriegs

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lielo99 Avatar

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Lauras Handy klingelt. Sie meldet sich. Ihre Mutter ruft an und Laura versteht nur Bruchstücke. „Gefallen, Epilepsie, bewusstlos und Krankenhaus“. Sie eilt zur Klinik. Denn bei der Patientin handelt es sich um ihre Großmutter Änne. Die hatte wohl einen epileptischen Anfall. Ellen, Lauras Mutter wartet im Krankenhaus auf sie. Was zur Bewusstlosigkeit führte, erfahren die Frauen erst nach und nach. Der erste Hinweis zeigt sich, als Laura die Wohnung ihrer Großmutter betritt. Hier findet sie Schriftstücke, mit denen sie zunächst nichts anfangen kann. Um Licht ins Dunkel zu bringen, muss sie den Heimatort Ännes besuchen. Nur dann, so ist sich Laura sicher, wird sie auf die vielen Fragen über ihre Herkunft Antworten finden.

Schlesien war Heimat etlicher slawischer und germanischer Volksgruppen. Hier lebten Menschen zusammen, deren Muttersprache deutsch war. Mit der Machtergreifung Hitlers änderte sich das Zusammengehörigkeitsgefühl. Gutshöfe wurden geplündert und Bewohner aus ihren Häusern vertrieben. Es gab nur wenige Soldaten, die sich an ihren Auftrag erinnerten und Frauen nicht als willkommenes Objekt der Befriedigung ihrer Lust ansahen.

Die Erzählung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Damals wird das Leben in Schlesien geschildert. Auf dem Gutshof sind Zwangsarbeiter untergebracht und nicht alle fühlen sich hier wohl. Dass es immer mal wieder zu Konflikten zwischen den Menschen kommt, ist wohl normal.

Die Gegenwart ist geprägt von Erinnerungen und der Hoffnung Lauras, dass sie die Geburtsstätte ihrer Großmutter findet. Vielleicht kann sie ebenfalls herausfinden, warum Änne oft so abweisend war. Oder warum sie niemals über ihre Vergangenheit sprach und sogar ihre Tochter darüber im Unklaren ließ.

"Die Verlorene" zeigt, wie die Traumata des Krieges in den künftigen Generationen nachwirken. Nur dann, wenn Kinder und/oder Enkel sich intensiv mit der Historie ihrer Großeltern bzw. Eltern befassen, werden sie erfahren, auf welche Weise sie die Vergangenheit prägt. Dass nicht nur Schlesier aus ihren Häusern vertrieben wurden und nicht wussten, wo sie nach ihrer Flucht leben würden. Dabei waren sie viele Jahre Gutsbesitzer mit Personal auf ihren Anwesen. Niemals hätten sie erwartet, auf welche Weise der Krieg sie ihrer Heimat beraubt.

Das Buch zeugt von umfangreicher Recherche und trotz einiger Längen empfehle ich es ausdrücklich.