Sehr bewegend
Im Mittelpunkt von Miriam Georgs neuen Roman "Die Verlorene" stehen Laura und ihre Großmutter Änne. Während Laura in der Gegenwart die Bruchstücke der Familiengeschichte zu verstehen versucht, öffnet sich durch Rückblenden die Vergangenheit: Änne sprach immer wieder von den 'goldenen Sommern' ihrer Kindheit auf einem Gutshof in Schlesien, verschwieg jedoch gleichzeitig vieles. Als sie schwer erkrankt, wird Laura bewusst, wie viele Fragen sie nie gestellt hat. Die Reise zu den Wurzeln der Familie führt schließlich zu einer Wahrheit, die lange verschüttet war und nicht nur Änne in einem neuen Licht erscheinen lässt, sondern auch Laura selbst verändert.
Das Buch "Die Verlorene" hat mich von Beginn an gefesselt, weil es eine Familiengeschichte erzählt, die sich über Generationen erstreckt und dabei Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll und gefühlvoll miteinander verbindet.
Stilistisch fand ich den Roman ebenfalls stark: Die Sprache ist bildhaft und dicht, ohne jemals ins Kitschige zu rutschen. Miriam Georg versteht es, Emotionen zu transportieren und Stimmungen aufzubauen. Besonders die Passagen in der Vergangenheit waren für mich intensiv und eindringlich – das Elend, die Sehnsüchte, aber auch die stillen Momente voller Hoffnung haben mich sehr bewegt. Die Gegenwartsszenen wirkten dagegen eher ruhiger, fast beobachtend, was gut zu Lauras Rolle passte.
Beim Lesen hatte ich jedoch den Eindruck, dass Laura zwar die Erzählerin ist, aber eher die Rolle einer Nebenfigur einnimmt. Sie wirkt in ihrer Charakterzeichnung etwas oberflächlich – über ihr eigenes Leben und ihre Beziehungen erfährt man erstaunlich wenig. Zwar wird etwa angedeutet, dass ihre Mutter ihren Freund nicht mag, doch dieser Aspekt wird nicht weiter vertieft. Laura ist vielmehr das Bindeglied zwischen den Zeitebenen, eine Art Katalysator, durch den Ännes Vergangenheit sichtbar wird. Dadurch bleibt sie für mich als Figur weniger greifbar, was gleichzeitig aber auch den Blick stärker auf die eigentliche Hauptperson lenkt: ihre Großmutter. Somit war dies für mich nicht weiter schlimm.
Dabei muss ich gestehen, dass mir Änne aufgrund mancher ihrer Handlungen in der Vergangenheit nicht immer sympathisch war. Manche Entscheidungen wirkten hart oder egoistisch, und ich habe beim Lesen oft mit ihr gerungen. Doch gerade diese Ambivalenz hat für mich die Stärke des Romans ausgemacht: Änne wird nicht als makellose Heldin dargestellt, sondern als Mensch mit Fehlern, Zwängen und widersprüchlichen Gefühlen. Das hat gut in die Gesamtgeschichte hineingepasst und die Figur für mich vielschichtiger und realistischer gemacht.
Sehr gefallen haben mir die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie brachten viel Dynamik und Spannung in den Roman, und ich konnte mich gut in alle Figuren hineinversetzen, auch wenn sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen erzählt wurden. Gerade diese Struktur hat die Geschichte lebendig gemacht – man wurde immer wieder in neue Kontexte hineingezogen, musste mitdenken, mitfühlen und konnte die Bruchstücke nach und nach zusammensetzen. Miriam Georg hat das wirklich super ausgearbeitet, sodass die beiden Zeitebenen harmonisch ineinandergriffen.
Besonders beeindruckt haben mich zudem die historischen Details. Die Beschreibungen von Landschaften, Häusern und Alltagsgegenständen waren so plastisch, dass ich die Atmosphäre regelrecht spüren konnte. Gleichzeitig wirkte alles sehr authentisch, ohne dass die Autorin sich in Details verloren hätte. Man merkt, dass hier gründlich recherchiert wurde, und gerade das hat dem Roman Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen.
Die Handlung war für mich durchweg spannend und greifbar.
Die schockierenden Geschehnisse liegen nicht in einem einzelnen Moment, sondern ergeben sich wie Mosaiksteine aus vielen Enthüllungen: verbotene Lieben, Lügen innerhalb der Familie, erzwungene Trennungen und die Erfahrung, wie sehr gesellschaftliche Normen das Leben junger Frauen bestimmten.
Das Ende hat mich überrascht. Zwar hatte ich stellenweise ein Gefühl, dass es in eine bestimmte Richtung gehen könnte, aber wie genau sich alles fügt, konnte ich mir bis zuletzt nicht vorstellen. Gerade das hat die Spannung für mich hochgehalten: Ich habe mitgerätselt, mir mögliche Erklärungen zusammengereimt und war dennoch überrascht, als die Wahrheit schließlich offengelegt wurde. Diese Mischung aus Vorahnung und Unerwartetem war sehr gelungen und hat den Roman für mich stimmig abgerundet.
Fazit:
Insgesamt ist "Die Verlorene" für mich ein Roman, der gleichzeitig berührend, spannend und atmosphärisch dicht ist. Die Geschichte hat mich als Ganzes sehr bewegt. Besonders die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, die Authentizität der historischen Darstellung und die feinfühlige Sprache haben dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Für mich war es eine Lektüre, die nicht nur unterhalten, sondern auch nachhallen ließ – und genau das schätze ich an einem guten (historischen) Familienroman.
Das Buch "Die Verlorene" hat mich von Beginn an gefesselt, weil es eine Familiengeschichte erzählt, die sich über Generationen erstreckt und dabei Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll und gefühlvoll miteinander verbindet.
Stilistisch fand ich den Roman ebenfalls stark: Die Sprache ist bildhaft und dicht, ohne jemals ins Kitschige zu rutschen. Miriam Georg versteht es, Emotionen zu transportieren und Stimmungen aufzubauen. Besonders die Passagen in der Vergangenheit waren für mich intensiv und eindringlich – das Elend, die Sehnsüchte, aber auch die stillen Momente voller Hoffnung haben mich sehr bewegt. Die Gegenwartsszenen wirkten dagegen eher ruhiger, fast beobachtend, was gut zu Lauras Rolle passte.
Beim Lesen hatte ich jedoch den Eindruck, dass Laura zwar die Erzählerin ist, aber eher die Rolle einer Nebenfigur einnimmt. Sie wirkt in ihrer Charakterzeichnung etwas oberflächlich – über ihr eigenes Leben und ihre Beziehungen erfährt man erstaunlich wenig. Zwar wird etwa angedeutet, dass ihre Mutter ihren Freund nicht mag, doch dieser Aspekt wird nicht weiter vertieft. Laura ist vielmehr das Bindeglied zwischen den Zeitebenen, eine Art Katalysator, durch den Ännes Vergangenheit sichtbar wird. Dadurch bleibt sie für mich als Figur weniger greifbar, was gleichzeitig aber auch den Blick stärker auf die eigentliche Hauptperson lenkt: ihre Großmutter. Somit war dies für mich nicht weiter schlimm.
Dabei muss ich gestehen, dass mir Änne aufgrund mancher ihrer Handlungen in der Vergangenheit nicht immer sympathisch war. Manche Entscheidungen wirkten hart oder egoistisch, und ich habe beim Lesen oft mit ihr gerungen. Doch gerade diese Ambivalenz hat für mich die Stärke des Romans ausgemacht: Änne wird nicht als makellose Heldin dargestellt, sondern als Mensch mit Fehlern, Zwängen und widersprüchlichen Gefühlen. Das hat gut in die Gesamtgeschichte hineingepasst und die Figur für mich vielschichtiger und realistischer gemacht.
Sehr gefallen haben mir die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie brachten viel Dynamik und Spannung in den Roman, und ich konnte mich gut in alle Figuren hineinversetzen, auch wenn sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen erzählt wurden. Gerade diese Struktur hat die Geschichte lebendig gemacht – man wurde immer wieder in neue Kontexte hineingezogen, musste mitdenken, mitfühlen und konnte die Bruchstücke nach und nach zusammensetzen. Miriam Georg hat das wirklich super ausgearbeitet, sodass die beiden Zeitebenen harmonisch ineinandergriffen.
Besonders beeindruckt haben mich zudem die historischen Details. Die Beschreibungen von Landschaften, Häusern und Alltagsgegenständen waren so plastisch, dass ich die Atmosphäre regelrecht spüren konnte. Gleichzeitig wirkte alles sehr authentisch, ohne dass die Autorin sich in Details verloren hätte. Man merkt, dass hier gründlich recherchiert wurde, und gerade das hat dem Roman Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen.
Die Handlung war für mich durchweg spannend und greifbar.
Die schockierenden Geschehnisse liegen nicht in einem einzelnen Moment, sondern ergeben sich wie Mosaiksteine aus vielen Enthüllungen: verbotene Lieben, Lügen innerhalb der Familie, erzwungene Trennungen und die Erfahrung, wie sehr gesellschaftliche Normen das Leben junger Frauen bestimmten.
Das Ende hat mich überrascht. Zwar hatte ich stellenweise ein Gefühl, dass es in eine bestimmte Richtung gehen könnte, aber wie genau sich alles fügt, konnte ich mir bis zuletzt nicht vorstellen. Gerade das hat die Spannung für mich hochgehalten: Ich habe mitgerätselt, mir mögliche Erklärungen zusammengereimt und war dennoch überrascht, als die Wahrheit schließlich offengelegt wurde. Diese Mischung aus Vorahnung und Unerwartetem war sehr gelungen und hat den Roman für mich stimmig abgerundet.
Fazit:
Insgesamt ist "Die Verlorene" für mich ein Roman, der gleichzeitig berührend, spannend und atmosphärisch dicht ist. Die Geschichte hat mich als Ganzes sehr bewegt. Besonders die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, die Authentizität der historischen Darstellung und die feinfühlige Sprache haben dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Für mich war es eine Lektüre, die nicht nur unterhalten, sondern auch nachhallen ließ – und genau das schätze ich an einem guten (historischen) Familienroman.