Fesselnd aber etwas konstruiert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
natascha Avatar

Von

Simon Becketts neuer Thriller „Die Verlorenen“ fängt mit einem bombastischen Auftakt an. Als Jonah Colley, Polizist einer Eliteeinheit von seinem ehemals besten Freund Gavin um Hilfe gebeten wird, findet er in einem Lagerhaus nur noch dessen Leicht und drei weitere Opfer. Eine junge Frau ist noch am Leben und Jonah versucht sie zu befreien. Doch dann gerät er selbst in die Fänge des vermeintlichen Mörders. Zwar kann er sich befreien, da sich aber niemand erklären kann, was am Slaughter Key wirklich vorgefallen ist, gerät Jonah selbst in das Visier der Ermittlungen.
Er selbst ist noch immer traumatisiert von dem Verschwinden seines kleinen Sohnes vor zehn Jahren. Es wurde nie eine Leiche gefunden und auch wenn Jonah die Hoffnung, seinen Sohn leben zu finden fast aufgegeben hat, hat er das Gefühl der Fall könnte etwas mit der Vergangenheit zu tun haben. Denn der Mann, den Jonah für den Mörder hält und den er glaubt getötet zu haben, zählte damals zu den Verdächtigen.
Beckett erzählt gewohnt düster und virtuos und man kommt nicht von der Geschichte los, weil man möchte, dass die Fragen vom Anfang beantwortet werden. Mit Jonah Colley hat Beckett einen menschlichen Ermittler erschaffen, mit dem man mitfühlt. Er kam mir allerdings auch ein wenig klischeehaft vor in seiner Rolle des einsamen Wolfs. Frauen kommen in diesem Roman nicht gut weg, sind entweder Opfer oder hysterisch oder beides, was ich mittlerweile wirklich als störend empfinde, weil es in Krimis so oft der Fall ist. Die Auflösung am ende empfand ich als etwas konstruiert. „Die Verlorenen“ kommt für mich nicht an „kalte Asche“, meinen liebsten Roman von Beckett ran, aber ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt und werde auch die folgenden Bände lesen.