Spannender Thriller mit schwachen Charakteren

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norabuchfluenza Avatar

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Simon Beckett hat mal wieder für Spannung sorgen können! Irgendwie war die David-Hunter-Serie für mich schon nach dem dritten Teil ausgelutscht und nicht mehr interessant. Aber „Die Verlorenen“ klingt vielversprechend. Jonah gerät immer wieder in bedrohliche Situationen. Düstere Orte und andere Beschreibungen sorgen für die richtige Stimmung. Die Kapitel enden oft als Cliffhanger und ich konnte das Buch kaum weglegen. Durch die Vielzahl der angerissenen Themen (Kindesentführung, Menschenhandel, Korruption, Zwangsprostitution,…) habe ich manchmal ein bisschen den Überblick verloren. Hier hätte es der Story, meiner Meinung nach, gut getan wenn nur die Hälfte der Themen behandelt worden wäre und dafür dann intensiver.

Die verstrickten Zusammenhänge werden erst nach und nach aufgelöst. Als Leser*in kann man richtig mitfiebern und eigene Theorien aufstellen. Mehr als einmal musste ich durch einen überraschenden Plot Twist meine Gedanken zu den Geschehnissen wieder verwerfen und neu sortieren. Teilweise waren mir die Wendungen ein wenig zu abstrakt und unrealistisch. Und manchmal habe ich auch den Faden verloren und musste mehrmals über eine Stelle drüberlesen. Nichts destotrotz hat mich der Thriller super unterhalten. Die letzten offenen Fragen werden hoffentlich in den nächsten Teilen der Reihe aufgelöst.

Bei den Charakteren hat mich ein bisschen gestört, dass Jonah praktisch als Einzelkämpfer auftritt. Man lernt eigentlich nur ihn so richtig kennen, bekommt die Geschehnisse aus seiner Perspektive mit und erhält nur Einblicke in seine Gedanken und Emotionen. Er wird vom Autor als tragischer Held glorifiziert während man automatisch gegenüber fast allen anderen Personen eine Antipathie entwickelt. Und das, obwohl man überhaupt nicht merkt, dass Jonah Teil einer bewaffneten Spezialeinheit ist. Viele Situationen geht er nicht wie ein ausgebildeter Polizist, sondern eher unüberlegt und naiv an. Das fand ich sehr schade.

Trotzdem freue ich mich auf die Fortsetzung. Und wer weiß – vielleicht bekommt Jonah ja einen Partner oder eine Partnerin an seine Seite.