Berührendes Buch über die Bedeutung von Worten

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"Die Vermesserin der Worte" von Katharina Seck ist ein Buch über Bücher. Darin wimmelt es nur so von Anspielungen auf bekannte Titel, literarische Metaphern und wundervoll behaglichen Szenen, die das Bücherliebhaber-Herz höher schlagen lassen. Sei es die imposante Bibliothek im "papiernen Anwesen", der überfüllte "Gabenschrank" im beschaulichen Ort oder die mysteriöse Buchhandlung in Edinburgh des vorigen Jahrhunderts: Ich konnte mich problemlos zu all diesen Orten fortträumen.

Die Geschichte behandelt aber auch die Absenz von Worten, das Vergessen und die "Lücken zwischen den Gedanken", wie die Demenzerkrankte Otilie es beschreibt. Protagonistin und Autorin Ida geht ihr als Haushaltshilfe an die Hand, da sie kurz zuvor ihre Worte verloren hat und nun rastlos und verzweifelt nach einem Weg sucht, auf dem sie diese wiederfinden und so das Loch in ihrem Herzen stopfen kann.

Dass sie auf ihrer Suche längst vergessene Geheimnisse der Vergangenheit aufspürt und damit kräftig die Gefühle der Dorfbewohner aufrüttelt, hat sie jedoch nicht erwartet. Was hat es mit der Wortvermesserin auf sich? Und kann Ida Otilie helfen, alte Ängste zu überwinden?

Leider muss ich auch ein paar negative Punkte an "Die Vermesserin der Worte" hervorheben.

Da das Buch sich eher philosophisch liest, ist an Spannung und Action nicht viel zu finden. Viele Passagen lasen sich meiner Meinung nach etwas gestelzt und wirkten "dick aufgetragen". Die Freundschaft zwischen Otilie und Ida entwickelt sich zwar authentisch und auch eine kleine Liebesgeschichte ist vorhanden, aber insgesamt ist man als Leser viel mit den Gedanken der Protagonistin allein und die Szenen, in denen sie ein Gespräch führt, das länger als fünf Sätze ist, fühlen sich unnatürlich an. Vielleicht ist es die Intention der Autorin gewesen, damit Idas Unbeholfenheit bei allem, was über geschriebene Worte hinausgeht, zu verdeutlichen. Mir hat es jedoch nicht zugesagt.

Trotzdem ist das Buch alles in allem eine berührende Geschichte über die Bedeutung der Worte, die Bücherwürmern gefallen wird.