Junge Autorin

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archer Avatar

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Was macht eine Autorin mit Schreibblockade? Richtig. Sie sitzt vor leeren Dokumenten und kann ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. Ida weiß nicht mehr weiter, seit sie ihre Worte verloren hat. Da kommt ihr eine Anzeige, dass jemand nach einer Haushälterin sucht, gerade recht und sie begibt sich nach Waldbruch, um dort in einem abgeschiedenen Haus der älteren Ottilie zur Hand zu gehen. Ottilie hat sich vor Jahrzehnten mit den Dörflern überworfen, ist einsam und leidet bereits unter Demenz. Doch Ida stellt fest, dass sie und dieses stille, einsame Haus eine berührende Geschichte zu erzählen haben und dass sie, Ida, dadurch nicht nur (die richtigen) Worte findet, sondern mehr: ein Leben. Mehrere Leben. Und Versöhnung.

Eigentlich bin ich niemand mit einer Begeisterung für reine Literatur und schon gleich gar nicht mag ich ruhige, sanfte Geschichten. Eigentlich. Denn hier wurde ich beinahe von Seite 1 an abgeholt. Die Autorin erzählt uns eine Art modernes Märchen. Eines, in dem Liebe manchmal nicht genug ist, eines vom Ausbrechen, vom Erleben, vom Zurückkehren, vom Wiederfinden, vom (Wieder)verlieren. Aber am Ende ist es eine Geschichte über Menschlichkeit. Über das, was uns ausmacht, über kleine und große Schritte und dass man manchmal auch Menschen einfach nicht helfen kann. Die Sprache ist ruhig und poetisch und nimmt sich trotz weniger Seiten Zeit zum Entwickeln. Ein paar Ausreißer in dem allgemein unkitschigen Stil muss ich bemängeln, aber das ist Maulen auf hohem, auf sehr hohem Niveau. 4.5/5 Punkten.