Menschenliebe, Bücherliebe und viel Mitgefühl

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gudrun_4 Avatar

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Ida, eine junge Autorin mit Schreibblockade und ohne Einkommen verschlägt es in ein kleines Dorf. Dort sucht sie neben dem Broterwerb als Haushaltshilfe auch nach Inspiration und Motivation. Nicht zuletzt, weil ihr Vater mit seiner abwertenden Haltung der Schriftstellerei gegenüber ihr in der Vergangenheit jedes Selbstvertrauen genommen hat. Die Menschen im Dorf werden als recht kauzige Chartaktere eingeführt, sie machen es Ida nicht leicht, Fuß zu fassen.
In Idas Arbeitgeberin, der von beginnender Demenz heimgesuchten Bücherliebhaberin Ottilie, findet sie einen hilfsbedürftigen und in hellen Stunden sehr einfühlsamen Menschen, der ihr das Gefühl gibt, eine Aufgabe zu haben. Um die Risse in Ottilies Erinnerungen zu kitten, sucht Ida nach Informationen über deren ungewöhnliches Leben, die sie auch auf verschiedene Weisen gewinnt und dank ihrer Phantasie auch wie ein Puzzle zusammenfügen kann.
Die daraus entstehende Geschichte über die “Wortvermesserin” erzählt sie der alten Dame in Fortsetzungen und ruft damit positive, wie auch unerwartete Reaktionen hervor. Idas Mitgefühl, ihre Hingabe an die ältere Freundin, lenkt sie von ihren eigenen Sorgen ab. Von ihr fast unbemerkt, gewinnt sie dabei ihre Erzählfähigkeit zurück. Sie besinnt sich auf die Kraft ihrer Worte, die Gewicht haben und viel bewirken.

In diesem Buch steckt eine interessante und anrührende Geschichte, viele sehr gute Gedanken und wunderschöne, sehr warmherzige Beschreibungen. Die Gedanken über das Wesen von Büchern, über das Lesen und das Versinken in den Lebenswelten der Charaktere aus den Büchern fand ich sehr schön. Leider aber ist das Lesen kein ungetrübtes Vergnügen, sondern ein Stolpern durch den oft unbeholfenen, aufgeblähten schwer lesbaren Text geworden. Dazu kam eine häufig ungeschickte, sogar gelegentlich falsche Wortwahl, die mich sehr gestört hat.
Sprachlich am besten fand ich die kursiv gedruckten Passagen von Idas Erzählung.

Fazit: Menschenliebe, Bücherliebe und viel Mitgefühl in einer bewegenden Geschichte ohne sprachlichen Glanz.