Worte verbinden

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marcialoup Avatar

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Ida, die wortlose Schriftstellerin, landet in einem kleinen verschrobenen, leicht verfallenen, fast vergessenen Dorf, als sie sich auf den Weg zu ihrem neuen Job machte: als Haushaltshilfe für eine alte Dame, die zunächst genauso verschroben wirkt wie das Dorf, obgleich die Dorfbewohner Ottilie Selig als wortkarge Bücherliebhaberin beschreiben.

Detailgetreu und in lebendiger Schreibweise zeichnet Katharina Seck dieses Dorf und das Anwesen der alten Dame in ausgezeichneter Kulisse und so genau, dass man die Farbe der grünen, zuwuchernden Büsche und Bäume leuchten sehen kann, den Geruch des naheliegenden Waldes aufnimmt und die Tür des Anwesens quietschen hört, als sie das erste Mal geöffnet wird. Wir treten mit Ida ein in verstaubte Zimmer und atmen den Duft vieler Bücher entlang der Regalwände ein. Das papierne Anwesen und die langsam verblassende alte Dame, deren Worte verschwinden und Lücken hinterlassen, die Ida füllen möchte, verlangen einiges. Über verschiedene Wege findet Ida Zugang zu Ottilie und zu sich selbst und überwindet ihre Schreibblockade auf ganz liebliche Weise.

Das Cover, auch lieblich dargestellt, verrät nichts vom Inhalt, spiegelt sich aber in jeder Kapitelüberschrift als Blumenschmuck wider.
Alles in allem ein nette Lektüre für Zwischendurch.