Anders als erwartet, aber trotzdem gut

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merleredbird Avatar

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Danke an NetGalley und die HarperCollins Verlagsgruppe, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Die versteckte Apotheke war so ein Buch, dass ich in einem Rutsch durchgelesen und geliebt habe, aber bei dem mir im Nachhinein doch noch Kritikpunkte aufgefallen sind.

Schauen wir auf den Klappentext, entsteht ein gewisser Einblick in eine Geschichte. Der deutsche und englische Klappentext unterscheiden sich stark, und ich kannte vor dem Lesen nur die englische Version. Diese fängt mit den Regeln der Apotheke an und ich hatte den Eindruck, dass der Fokus sehr auf die Giftmischerei in der Apotheke liegen wird. Vielleicht war es also auch in gewisser Weise mein Fehler, dass ich falsche Erwartungen hatte – denn der deutsche Klappentext gibt eine präzisiere Beschreibung, worauf der Fokus liegen wird: die Verfolgung der Apothekerin, und die Spurensuche in der Gegenwart.

Auch wenn das Buch bei Goodreads unter Fantasy steht, ist das hier ein historischer Roman mit einem Mystery-Element. Wie bereits gesagt, hatte ich mir etwas anderes erhofft; mehr Geheimnisse, mehr Giftmischen, mehr dunkle Gassen und blubbernde Gefäße.
Das Buch, was ich gelesen habe, hatte einen definitiv anderen Schwerpunkt als erhofft, aber ich fand es trotzdem gut – ich möchte hier nur klar machen, was dieses Buch ist und was nicht, damit nicht noch mehr Leser*innen etwas falsches erwarten.

Es ist also hauptsächlich ein historischer Roman, auf zwei Zeitebenen, und über drei Frauen.
Im 18. Jahrhundert haben wir die Apothekerin Nella, die neben der normalen Apotheke noch ein Abendgeschäft hat, und Gifte verkauft, um Frauen zu helfen. Eine ihrer Kundinnen ist die junge Eliza, ein Dienstmädchen, dass die Apotheke aufsucht, weil sie ihren Herren im Auftrag dessen Ehefrau vergiften soll. Zwischen den beiden entsteht eine ungleiche Freundschaft, und Eliza fängt an, in ihrer freien Zeit Nella zu unterstützen. Bis ein Fehler fatale Konsequenzen hat und die beiden in London um ihr Leben fürchten müssen.

Drei Jahrhunderte später finden Caroline beim „Mudlarking“ in London ein Apotheker-Fläschchen, welches sie auf die Spuren einer Apothekenmörderin führt. Als sie erfahren hat, dass ihr Ehemann eine Affäre hat, hat sie kurzerhand alleine den Flieger nach England bestiegen, statt gemeinsam den 10. Hochzeitstag im Urlaub zu verbringen. Der Fund in der Themse bringt eine alte Leidenschaft in ihr zum Vorschein: Sie ist studierte Historikerin, hat aber auf den Wunsch ihres Mannes aufgehört. Jetzt hat sie ein Ziel: Sie will wissen, woher das Fläschchen stammt.

Die beiden Zeitstränge waren gut vernetzt, und besonders die Sicht von Nella und Eliza fand ich spannend. Ich bin ein Fan von historischen Romanen, und auch wenn das Buch nicht so düster wie erhofft war, fand ich die Einblicke in die Leben von Frauen im London des 18. Jahrhunderts auch spannend.

Die Sicht von Caroline fand ich auch gut; wobei mir im Nachhinein aufgefallen ist, wie einfach ihre Recherche war… fast zu einfach. Alles klappt quasi direkt, immer hilft ihr wer und sie ist die einzige, die an diesem Thema geforscht hat… Naja.

Ein großes Thema in diesem Buch ist übrigens Schwangerschaft. Ich sage keine Namen, aber eine Frau ist vielleicht schwanger, eine andere hatte eine Fehlgeburt, und eine weitere möchte schwanger werden. Das alles ist keine leichte Kost, also seid euch bitte möglicherweise triggernden Themen bewusst. Was ich übrigens witzig fand, war dass Eliza an dem Tag, als ihr Herr stirbt, das erste Mal ihre Periode bekommt, und denkt, sein Geist hätte sie verflucht. Achja, Aufklärung im 18. Jahrhundert :D.

Trotzdem hat mich dieses Buch gut unterhalten, auch wenn es wie gesagt ganz anders war als erwartet und ich gebe 4,5 Sterne.