Klappentext verspricht mehr, als man geboten bekommt

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Gift, Rache und einen geheimen Frauenbund - darüber schreibt Sarah Penner in ihren Debütroman „Die versteckte Apotheke“. Der historische Roman hat es bereits auf die New York Times Bestsellerliste geschafft und wurde in 40 Sprachen übersetzt. Seit 21.07.2022 ist die deutsche Ausgabe bei Harper Collins erhältlich.

„Die versteckte Apotheke“ ist die Geschichte dreier Frauen zweier Zeitlinien. Caroline befindet sich an einem Scheidepunkt in ihrem Leben. Nachdem sie erfahren hat, dass ihr Mann sie betrügt, begibt sie sich allein auf die London Reise zu ihrem zehnten Hochzeitstag. Während einer Schatzsuche im Flussbett der Themse findet Caroline eine kleine Flasche mit Gravur. Dies führt sie nicht nur auf die Suche nach der Geschichte der Flasche, sondern auch nach sich selbst.

Im London des 18. Jahrhunderts ist Nella als Apothekerin tätig. Mit ihren Mixturen hilft sie Frauen nicht nur ihre alltägliche Leiden zu mildern. Zu ihr kommen auch Frauen, die nicht wissen, wenn sie sonst um Hilfe bitten können, um ihrer gewaltsamen Ehe zu entkommen. Mit ihren tödlichen Arzneien hilft Nella den Frauen aus ihrer Not. Als die junge Eliza ihren Shop betritt, setzt diese eine Reihe von Ereignissen in Gang, die es nicht aufzuhalten gibt.

Der Klappentext von „Die versteckte Apotheke“ war sehr vielversprechend, deutet es doch auf Intrigen, Geheimnisse und einen gewissen dunklen Ton der Geschichte hin. Von diesem findet man leider nur wenig in dem Buch. Sarah Penner liefert einen reinen geschichtlichen Roman und noch nicht mal ein guter. Das überwiegende Fokus von „Die versteckte Apotheke“ lag in der Gegenwart und auf Carolines Geschichte.

Als Charakter ist Caroline weder stark, noch ihr Handeln logisch. Nach ihrem Grundstudium in Geschichte wundert sie sich, warum sie keinen Job findet. Statt ein Aufbaustudium zu beginnen, heiratet sie und beginnt einen Büroshop im Unternehmen ihrer Eltern zu arbeiten. Sie ist nicht besonders glücklich damit, versucht aber in über 10 Jahren nichts zu ändern. Stattdessen beklagt Caroline sich nur. Es wird im Laufe von „Die versteckte Apotheke“ nicht deutlich, warum sie mehr über das Fläschen mit der Gravur erfahren will.

Nella und Eilza sind die interessanten Charaktere, leben sie doch zu einer Zeit in der die Frau eine untergeordnete Rolle einnimmt. Die Geschichte der beiden kommt leider bloss zu kurz. Zum Ende bleiben auch noch viele Fragen zu den Beien offen. Carolines Ende ist eher zum Verzweifeln.

Es ist offensichtlich, dass Sarah Penner versucht, Carolines persönliche Entwicklung mit dem Leben von Eliza und Nella gleichzustellen. Es gelingt der Autorin bloß nicht. Aus den ganz einfachen Grund, dass es bis auf ein paar trivialen Punkten nicht vergleichbar ist.

Verständnisfragen werfen auch einige Handlungselemente auf. So ist ein wiederkehrendes Thema „Schwangerschaft“. Was normalerweise kein Problem wäre, würde es nicht den überwiegenden Teil der Charaktere betreffen. Nella wünschte, sie könnte Kinder bekommen. Eliza ist zum Glück nicht schwanger, hält ihre Periode für die Rache eines Geistes. Caroline wünscht sich ein Kind und denkt den überwiegenden Teil des Buches, dass sie schwanger ist. Das Thema taucht zu den unpassenden Zeiten in der Geschichte auf und auch in einer sehr merkwürdigen Weise.

Verwirrend ist, wie die Apotheke die Zeit überdauern konnte ohne Entdeckt oder zerstört bzw. beschädigt worden zu sein. Warum hat es niemand während des Umbaus entdeckt, wenn Caroline so leicht fiel? Warum erzählt Caroline niemanden von ihrem Fund? Als Historikerin müsste sie Luftsprünge machen.

„Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner verspricht mehr, als man geboten bekommt.