Spurensuche im alten London

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rebekka Avatar

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Gibt es gerechtfertigte Morde? Darf man Serienmörder mögen? Mit diesen Fragen wird die Leserin des Buchs „Die versteckte Apotheke“ konfrontiert, und die Antwort ist gar nicht einfach. Nella, eine Apothekerin, die Ende des 18. Jahrhunderts in London ihr Geschäft betreibt, verkauft Gift, und zwar ausschließlich an Menschen, die damit Männer umbringen wollen. Frauen zu ermorden lässt ihr Gewissen nicht zu. Für diese Vorgehensweise hat sie, wie sich nach und nach zeigt, nachvollziehbare Gründe.
Das ist aber nur der eine Teil der Geschichte. Sarah Penner spielt nämlich mit zwei Zeitebenen und arbeitet mit drei Perspektiven. In dem zweiten Plot geht es um die Amerikanerin Carolin, die in der Gegenwart mit wundem Herzen nach London kommt. Ihr Mann hat sie betrogen, und das kann sie nicht verwinden. Durch Zufall gerät sie auf die Spur der Giftmörderin, sucht nach der verborgenen Apotheke und findet nicht nur die Räumlichkeiten samt Inhalt, sondern letztlich auch zu sich selbst.
Geschickt führt die Autorin beide Erzählstränge nebeneinander her und hebt die Spannung bis zu einem befriedigenden Ende immer weiter an. Die Frage, ob man Nellas Giftmischerei billigt und ob man Carolins Verhalten vor und während des London-Besuchs nachvollziehbar oder gar sympathisch findet, muss allerdings jede Leserin selbst beantworten. Ich bin da zwiegespalten. Vor allem Carolin ging mir manchmal ziemlich auf die Nerven.
Sehr gut gefallen hat mir auf jeden Fall, dass Sarah Penner ihrem Buch einen alten Apothekerschwur und eine Stadtkarte des frühen London voranstellt. Anders sieht das mit der Aufzählung giftiger Pflanzen samt ihrer Verwendung am Schluß aus. Ich möchte mir gar nicht ausmalen was passieren kann, wenn die in die falschen Hände fällt.