Philosophie im Mantel eines Thrillers

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gaudbretonne Avatar

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Bereits die Leseprobe verdient das Prädikat überaus lesenswert, denn dem Autor gelingt es extrem gut, Spannung auf mehreren Ebenen aufzubauen. So stellt sich der aufmerksame Leser durchgängig die Frage, welche Schuld der Protagonist, ein engagierter Strafrichter, auf sich geladen haben könnte, dass er mit dem Gedanken spielt, seinen Job an den Nagel zu hängen und seine Ehe kurz vor dem endgültigen Aus steht.
Ganz „en passant“ werden dabei philosophische Fragen nach der Wahrheit, der Schuld und der Zeit auf literarisch sehr ansprechende Weise abgehandelt. Das folgende Zitat verdeutlicht dies m. E. :
„Er solle ihnen Zeit geben, hat Britta gesagt. Zeit – als könnte sie irgendetwas ausrichten, außer zu vergehen. Wunden soll sie heilen können, aber das ist so nicht richtig. Es ist die Erinnerung, die irgendwann verblasst, bei dem einen mehr, dem an- deren weniger, im Guten wie im Schlechten. Im Grunde ist das Berufen auf die Zeit nichts anderes als eine Ausrede für Feigheit. Feigheit, dem anderen die Wahrheit zu sagen, die ehrlichen Gefühle zu offen- baren, weil man ihn nicht verletzen will. Mit der Zeit ist das so eine Sache. Sie mag viel bewirken, mag Wunden heilen, indem sie die Erinnerung trübt. Aber kann sie Empfindungen, die vergilbt sind wie Raucherhände, neues Leben einhauchen?“ Zu gerne würde ich wissen, was in der Vergangenheit des Juristen geschehen ist!!!