Den Blick für das Menschliche verloren?

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clara_fall Avatar

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Diese Frage stellt Corinna Maier Richter Petersen, als sie von ihm persönlich unerwartet nach vier Jahren Haft am Tag der Entlassung abgeholt wird. Er selbst war es auch, der die Chance gehabt hätte, dem Mörder ihres Sohnes eine gerechte Strafe zu geben. Doch die Erfahrungen des Lebens haben Corinna gelehrt, dass Gerechtigkeit ein wandelbares Wort ist, je mehr Blinkwinkel hinzukommen, je mehr nach Antworten gesucht wird. Obwohl die Urteile längst gesprochen sind und die Haftstrafe abgeleistet wurde, sind Petersen und Corinna weiterhin auf der Suche nach Antworten.
Corinnas Leben wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt und am Ende fragt man sich wieder, wie viel kann ein Mensch ertragen. Doch nur so kann man versuchen zu verstehen, was Corinna letztendlich zu dieser verzweifelten Tat treibt. Viele geschichtliche Hintergründe spielen dabei eine große Rolle, z.B. der unbeschreibliche Fremdenhass in Ostdeutschland nach der Wende und der beständig wachsende Rechtsextremismus. Und man kann leider das Thema nur mit Corinnas Worten abschließen: "Vielleicht bin ich naiv, aber ich habe gehofft, dass sich was geändert hätte."
Ein sehr zeitgemäßes Buch, das aktuelles Geschehen wiedergibt und uns alle zum Nachdenken bringt und dabei hilft, die Dinge aus mehreren Standpunkten aus zu betrachten.