Die Reise des Richters

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Die Reise des Richters
Markus Thiele ist - wie sein Protagonist Frank Petersen auch - „im juristischen Feld zuhause“ - wenn auch als Rechtsanwalt und nicht als Richter wie Frank Petersen. Doch er kennt sein Fach, das wird beim Lesen ganz klar.
Auf 240 Seiten im Genre „Literatur“ verwebt der Autor Fiktion und Realität eines wahren, bis heute ungeklärten Kriminalfalles.
„Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss.
Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …“
Markus Thiele weiß nicht nur ganz genau, worüber er schreibt, er setzt dieses auch sprachlich sehr gekonnt um: der Schreibstil ist dem Genre „Literatur“ ergo auch absolut angemessen. Das soll nicht heißen, dass die Geschichte schwierig zu lesen ist, nur dass ich schon sagen würde, dass es sich hier um einen „gehobeneren“ Schreibstil handelt.
Ich mag Geschichten, egal welchen Genres auch immer, in denen die Protagonisten bzw. auch gerne Nebenfiguren nicht alltäglich sind und sich und ihr Handeln auch einmal selbst hinterfragen. Das tut Frank Petersen auch. Er, der engagierte Richter, der immer dachte, das Gesetz ist das Maß aller Dinge. Und der dann erfährt, dass das Gesetz leider auch nicht unfehlbar ist.
Wenn ich einmal Joachim Feldmann („Der Freitag“) zitieren darf, der u.a. schrieb, »Thiele hat das Zeug zu einem Autor anspruchsvoller Unterhaltungsprosa, ein Genre, das hierzulande noch immer gering geschätzt wird.« so kann ich dem nur beipflichten, denn besser kann man es nicht ausdrücken meiner Meinung nach. Das trifft es auf den Punkt: gute Unterhaltung, spannende Abläufe und dennoch anspruchsvoller Stil – diese Mischung ist sehr interessant und auf dem heutigen Buchmarkt wirklich bislang leider noch eher rar gesäht.