„Die Wahrheit der Dinge ist die Summer ihrer Unwahrheiten.“

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leserattenmama Avatar

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Dieses Zitat (S. 60) lässt grübeln, lange Passagen des Buchs über und vielleicht auch darüber hinaus...

Sehr geschickt werden hier zwei Justizfälle, mit deren Aufklärung der Strafrichter Frank Petersen betraut war, und sein Privatleben verbunden - denn berufliches und privates beeinflussen einander, auch wenn es besonders bei Richtern nicht so sein sollte... Oder ist er doch weiterhin objektiv und die gehäuften Aufhebungen seiner Urteile sind Zufall?! Ein Mann, der im Jahr 2015 - in welchem sich die Gesellschaft spaltet, Stichwort „Willkommenskultur“- eben diese Spaltung auch in seiner eigenen Familie erfährt. Die Diskrepanz zwischen juristischer und gesellschaftspolitischer „Wahrheit“ bringt ihn ins Zweifeln, ob er noch der Richtige für diesen Beruf ist, dem er jahrelang leidenschaftlich nachgegangen ist. Um die (Selbst-)Zweifel auszuräumen, stellt er sich seiner Vergangenheit...
Die Zeitsprünge zwischen 2010; 2015 und um 1990 sind durch die Kapitelüberschriften deutlich und bald verbinden sich die verschiedenen Geschichten. Das Wissen, dass dieser fiktive Roman angelehnt ist an zwei wahre Rechtsfälle, macht es um so spannender. Wie sähe das eigene Urteil über Schuld, Recht und Gerechtigkeit aus?! Wer urteilt frei von Vorurteilen - wenn so etwas Konsequenzen haben könnte?!

Ein spannender und tiefgründiger Text, der jeden den Unterschied zwischen „richtig“ und „gerecht“ fühlen lässt - ebenso wie „Echo des Schweigens“ kann ich auch dieses Buch von Markus Thiele nur weiterempfehlen!