Ein Richter mit Selbstzweifeln

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readaholic Avatar

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Frank Petersen ist Richter mit Leib und Seele, doch in letzter Zeit wurden mehrere seiner Urteile vom BGH aufgehoben, was ihm sehr zu schaffen macht. Seine Frau Britta wirft ihm Überheblichkeit und Ichbezogenheit vor. Als Petersen den potentiellen Schwiegervater seines Sohns hinter Gitter bringt, ist das Maß voll: Britta zieht mit dem gemeinsamen Sohn aus.
Zur selben Zeit erfährt Petersen, dass Corinna Maier, die Frau, die vor Jahren den Mörder ihres Sohns im Gerichtssaal erschoss, aus dem Gefängnis entlassen wird. Petersen war der Richter in dem Fall und der Mord im Gerichtssaal geht ihm bis heute nach.
Da Petersen Urlaub und außer Renovierungsarbeiten nichts zu tun hat, beschließt er spontan, Corinna aus dem Gefängnis abzuholen. Warum, ist ihm selbst nicht ganz klar. Trotz der seltsamen Situation verbringen die beiden ein paar Tage miteinander, in denen sie sich offen aussprechen. Corinna, die Petersen als eingebildeten und von sich selbst überzeugten Juristen in Erinnerung hat, lernt den Menschen Petersen kennen und schätzen. Petersen seinerseits wird während dieser Zeit klarer, wie er sein Leben ändern will und muss.
Die erste Hälfte des Buchs konnte mich nicht wirklich fesseln, was wahrscheinlich daran liegt, dass der Leser die Fakten nur häppchenweise serviert bekommt. Man erfährt von den Fällen Maier und Korkmaz, doch nicht, worum es dabei geht. Diese Salamitaktik hat mich etwas genervt. Die zweite Hälfte fand ich dann sehr interessant, zumal die beiden Fälle wahren Gegebenheiten nachempfunden sind. Ein interessantes Buch, das zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit anregt, bei dem der Funke bei mir allerdings erst spät übergesprungen ist.