Ein zum Nachdenken anregender Roman

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meggie3 Avatar

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Der Hamburger Richter Frank Petersen hat Urlaub, ist aber von Erholung weit entfernt. Seit einige seiner Urteile von höherer Instanz geprüft und auch zurückgewiesen wurden, hat er zu zweifeln begonnen. An sich, seinen Urteilen, dem Recht und der Wahrnehmung des Rechts. Als erneut ein umstrittenes Urteil von ihm geprüft wird und seine Frau ihm Vorwürfe macht, auf Basis von Vorurteilen entschieden zu haben, hinterfragt er sein Tun als Richter ganz generell und seine Objektivität im speziellen. In seiner Ehe kriselt es gewaltig, sein Sohn und seine Ehefrau sind zu seinen Schwiegereltern gezogen. Als Frank Petersen erfährt, dass Corinna Meier aus dem Gefängnis entlassen wird, beschließt er sie abzuholen, um endlich Antworten zu finden. Corinna Meier hatte Jahre zuvor den für den Mord an ihrem Sohn Angeklagten kurz vor der Urteilsverkündung in Frank Petersens Verhandlung erschossen.
Neben dem Handlungsstrang um Frank Petersen wird die Geschichte von Corinna Meier erzählt. So wird immer klarer, aus welchen Gründen sie den Mörder ihres Sohnes erschossen hat.

In diesem Roman geht es um Rassismus, impliziten Rassismus und auch systematischen Rassismus. Es geht um die Frage, was Recht ist, was es kann und was die Aufgabe und auch Pflicht derer ist, die Recht sprechen. Markus Thiele gelingt es meiner Meinung nach außerordentlich gut, aktuelle gesellschaftliche und auch rechtsphilosophische Fragen und Themen in einen sehr gut zu lesenden Roman zu integrieren. Für mich ist der Roman inhaltlich weder überfrachtet, noch hatte ich das Gefühl, dass wichtige Aspekte ausgespart wurden.
Die Sprache lässt sich sehr gut lesen und die Geschichte und Geschehnisse haben mich von Beginn an gefesselt. Die Figur des Richters Frank Petersen entwickelt sich im Laufe des Romans und ich habe auch den Raum, den seine privaten Probleme in dem Roman einnehmen als passend wahrgenommen. Die Geschichte von Corinna Meier hat mich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen.
Auch das Nachwort des Autors mit den Verweisen auf die realen Fälle, die dem Roman als Grundlage dienten, ist sehr gelungen.

Ich habe „Die Wahrheit der Dinge“ als einen thematisch sehr spannenden und gut geschriebenen Roman empfunden, den ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen habe. Insgesamt ist es dem Autor gut gelungen, die Handlungen der Charaktere authentisch und nachvollziehbar zu beschreiben.