Interessante Thematik, nicht ganz überzeugend umgesetzt

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rotschopf. Avatar

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Im Mittelpunkt des Romans "Die Wahrheit der Dinge" von Markus Thiele steht Frank Petersen. Er ist Strafrichter mit Leib und Seele - bis seine Frau ihm vorwirft, nicht etwa nach dem Gesetz sondern nach seinen Vorurteilen Recht zu sprechen. Gleichzeitig wird Corinna Maier, die Jahre zuvor einen Angeklagten in seinem Gerichtssaal erschossen hat, aus der Haft entlassen. Beides zusammen wirft Petersen aus der Bahn, beruflich wie privat.

Der Roman wird zu gleichen Teilen aus Petersens Sicht in der Gegenwart und aus Corinna Maiers Sicht zu den Ereignissen in der Vergangenheit geschildert. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus spielen eine große Rolle, daneben auch Recht und Gerechtigkeit. An anspruchsvollen und hochinteressanten Themen mangelt es also nicht, aber die Umsetzung überzeugt mich leider nicht ganz.

Petersens Gedankengang passt genau zu einem Juristen, er wirkt realistisch und sehr verunsichert. Er ist aber die einzige Figur im Buch, die den Spiegel vorgehalten bekommt - andere Figuren wie seine Frau dürfen ihm Vorwürfe machen, werden aber nur wenig und nicht überzeugend hinterfragt. Corinna Maiers Selbstjustiz wird einfach hingenommen, sie bleibt bis zum Schluss selbstgerecht. Nur an wenigen Stellen darf Petersen klarstellen, dass er nicht einfach stur den Buchstaben des Gesetzes folgt, sondern sich beispielsweise um eine detaillierte Einordnung der Tatsachen und ein entsprechendes Urteil bemüht.

Markus Thiele gelingt es über eine geschickte Wendung zum Ende gerade noch, nicht sämtliche Klischees zu bedienen, was Frank Petersen angeht. Das Ende ist getragen von vielen Zufällen und gerät fast etwas kitschig und zu versöhnlich, ohne dass die Konflikte wirklich geklärt worden wären.

Auch wenn das Buch zum Nachdenken anregt, kann ich es nur bedingt empfehlen. Ich hätte den wirklich sehr interessanten Themen eine besser erzählte Geschichte sehr gewünscht.