macht nachdenklich

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Mich hat das Cover total angesprochen und als ich in eine Leseprobe reingelesen habe, war ich total begeistert – ich mag Justizkrimis, und auch wenn dieses Buch doch anders ist und nicht eine Gerichtsverhandlung unmittelbar im Zentrum des Geschehens steht, hat es mir sehr gut gefallen.
Im Mittelpunkt steht Frank Petersen – als Strafrichter mit Leidenschaft bringt er sich in jeden Fall mit ganzer Energie ein. Deshalb hadert er auch mit sich, als erneut einer seiner Fälle zum BGH geleitet wird. Dass ihn in dieser Krise auch noch seine Ehefrau mitsamt Sohn verlässt, wenn auch nur „auf Zeit“, reißt ihm den Boden unter den Füßen weg. Ein zweiter Handlungsstrang beginnt 1989 und erzählt die Geschichte Corinna Meiers – sie tötet (und das erfährt man auf den ersten beiden Seiten) im Gerichtssaal einen Angeklagten und landet selber hinter Gittern. In ihrem Erzählstrang erfährt man nach und nach, wie es zu diesem Mord kam und auch, was er mit Frank Petersen zu tun hat.
In diesem Buch werden viele verschiedene Themen aufgegriffen – es geht um Schuld und Gerechtigkeit, um Wahrheit und Justiz, aber auch um Beziehungen, Freundschaft, Vertrauen und Liebe; und nicht zuletzt auch um Diskriminierung und Rassismus. Insgesamt wird die Geschichte sehr langsam erzählt, so dass man viel Gelegenheit hat, sich seine eigenen Gedanken zu machen und auch seine eigenen Vorstellungen von Wahrheit und Gerechtigkeit zu prüfen und hinterfragen. Nach und nach nur verknüpfen sich die verschiedenen Erzählstränge bis sich am Ende alles auflöst – sowohl die Frage nach Corinna Meiers Tat als auch die nach Frank Petersens Sinnkrise.
Ich habe das Buch als gehobene Unterhaltung empfunden, weil es nicht einfach nur um die Motivation von Corinnas Tat geht, sondern weil vieles von verschiedenen Seiten beleuchtet wird und man so Verständnis auch für die unterschiedlichen Parteien entwickelt. Dabei ist der Schreibstil sehr angenehm, ruhig, oft introvertiert mit vielen Innenansichten, aber klar und auf den Punkt, ohne überflüssige Schnörkel und Verzierungen.
Ich empfehle das Buch gerne weiter, weil es auch nach Beenden noch nachhallt – wer sich nicht scheut, auch mal eigene Wahrheiten zu hinterfragen, insbesondere auch, wenn es kein klares „richtig“ oder „falsch“ gibt, der sollte zu diesem Buch greifen. Ich gebe 4 von 5 Sternen.