Spannung mit kleinen Schwächen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
keke Avatar

Von

Strafrichter Frank Petersen war bislang von der Unfehlbarkeit seiner Urteile überzeugt. In den letzten zwei Jahren wurden jedoch vier seiner Urteile vom BGH aufgehoben und gerade hat er ein Urteil gefällt, dass seine Familie für vollkommen falsch hält und das dazu führt, das seine Frau sowie sein Sohn das gemeinsame Haus verlassen.
Ein neuer Tiefschlag im Leben des vom Erfolg verwöhnten Strafrichters, denn auch gegen dieses Urteil wurde Berufung beim BGH eingelegt.
Petersen selber ist der Meinung, dass sein Leben seit dem Tag aus den Fugen geraten ist, an dem Corinna Maier vor ein paar Jahren in seinem Gerichtssaal den Mörder ihres Sohnes erschoss.
Nachdem er erfährt, dass eben jene Corinna Maier aus dem Gefängnis entlassen werden soll, sucht er den Kontakt zu ihr, um zu erfahren, aus welchen Grunde diese in seinem Gerichtssaal Selbstjustiz verübte.
Der auf zwei Zeitebenen spielende Roman erzählt abwechselnd das gegenwärtige Leben des Strafrichters und in Rückblenden wird das Leben Corinna Maiers geschildert und der Leser erfährt nach und nach, was genau diese zu den verhängnisvollen Schüssen im Gerichtssaal veranlasste.
Sachlich und mit einfachen aber eindrücklichen Worten schildert der Autor hier ein Leben, das den Leser nach anfänglichem Unverständnis für die verübte Selbstjustiz nachvollziehen lässt, was Corinna Maier zu der Tat bewegte.
Dabei geht es um die Themen Rassismus, Moral Gerechtigkeit und Recht und als Leser wird man dabei wirklich stellenweise sehr nachdenklich.
In den Kapiteln, die auf der aktuellen Zeitebene spielen erfährt der Leser dann n ach und nach, warum das aktuell gefällte Urteil zum Bruch mit seiner Familie führte. Auch dieser Handlungsstrang ist spannend und lässt dem Leser viel Raum zum Nachdenken.
Thiele hat mit „Die Wahrheit der Dinge“ ein spannendes, den Leser zum eigenen Nachdenken anregendes Buch mit hochaktuellen Themen geschrieben.
Sein Schreibstil ist klar und eingängig und auch der juristisch nicht vorgebildete Leser vermag die Gründe, die zu Petersens jeweiligen Urteilen geführt haben nachzuvollziehen.
Wenngleich ich persönlich das Buch nicht unter die Kategorie Thriller einordnen würde, ist das Buch spannend und einmal begonnen, konnte ich es kaum aus der Hand legen.
Ich gebe für dieses Buch eine klare Leseempfehlung aber keine vollen fünf Sterne, denn mir fehlte eindeutig einiges im Handlungsteil rund um die Trennung von seiner Familie.
Keine Dialoge, keine Diskussion über die Frage, warum Petersen so und nicht anders urteilte, statt dessen kehrt die Ehefrau einfach zurück nachdem sie von dritter Seite erfuhr, das der BGH Petersens Urteil bestätigte. Für mich war das nicht wirklich nachvollziehbar, denn warum sollte die Ehefrau das Urteil als gerechter/richtiger empfinden, nur weil es von der höchsten Instanz bestätigt wurde?
Gleichwohl hat mir das Buch spannende Lesestunden bereitet.