Tiefsinnig und sympathisch unaufgeregt

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samy19 Avatar

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Nach den ersten Seiten war ich neugierig, was erwartet mich hier. Eine flüssige, freundliche Sprache, die sich leicht liest und mich gut in die Story eingeführt hat, zeigte mir auf den folgenden (leider nur) 240 Seiten eine Geschichte von menschlichen Werten, ein bisschen Ego und das Ringen um den Glauben an sich selbst. Ruhig, aber kraftvoll kommt sie daher die Story, trägt das Thema Fremdenhass durch die Zeilen, für mich manchmal eine Spur zu viel Gutmenschverallgemeinerung, aber schlussendlich gut verarbeitet und zu einem stimmigen und runden Ende geführt.
Eingangs lernen wir die Hauptfigur Frank Petersen kennen, einen Richter in einer Lebenskrise, seine Urteile werden immer häufiger vom BGH gekippt, Probleme in seiner Ehe manifestieren sich ebenfalls nicht selten um seine teils unbewegliche Einschätzung, bis er schließlich eine Auszeit nimmt, um herauszufinden, ob seine analytische Meinung wirklich noch Bestand hat, auch und besonders für ihn selbst.
Ehrlich geschrieben und offen dargestellt, erlebt man gern diese Entwicklung eines Menschen mit. Völlig unaufgeregt trifft der Autor perfekt nicht nur die Stimmung der Situationen, sondern auch Einblicke in die menschliche Psyche. Ich persönlich war von der ersten Zeile an zu 100% auf der Seite des Protagonisten und hatte viel Freude an jeder einzelnen Seite, gern mehr Herr Thiele!