Die Wahrheit, wie Delly sie sieht - Vom Schlechtsein und Gutwerden

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Delly ist elf Jahre alt und hat es nicht leicht. Sie hat fünf Geschwister, was ansich ja schon ein Problem werden kann. Noch dazu aber gerät sie immer und immer wieder in Schwierigkeiten. So ganz versteht Delly nicht, wie das immer wieder passieren kann und als sie kurz davor steht, auf eine Schule für schwererziehbare Kinder zu kommen, versucht sie alles, das zu ändern. Ihr kleinster Bruder RB hat mit seinen 8 Jahren einen guten Tipp, wie sie Ärger vermeiden kann: Zählen! Und Delly zählt und zählt und zählt ... aber nur RBs bedingungslose Liebe und Unterstützung lassen sie durchhalten. Zum Glück taucht dann Ferris Boyd auf. Obwohl sie aussieht, wie ein Junge und nichts sagt und nichts macht, wird sie zu Dellys bester Freundin und Stütze. Doch dann wird alles anders ...

Zunächst war ich ein wenig skeptisch: der Schreibstil kommt mir ein wenig zu einfach und naiv für die Zielgruppe 11-13 Jahre vor. Mir scheint, das Buch wäre für 8-11 jährige Kinder doch besser geeignet. Aber dann steigert sich die Story mit der Zeit doch zu etwas, das für die Jüngeren evtl. zu anspruchsvoll sein könnte. Der moralische Zeigefinger schimmert bei jeder Seite durch, aber auf eine sympathische Art. Ja, wir müssen alle und immer versuchen, höflich(er) miteinander umzugehen und mehr Fragen zu stellen, statt Behauptungen und Forderungen in den Raum zu stellen. Auch müssen wir nicht nur an uns, sondern auch an andere denken. Und RB ist ein wunderbares Kind: auch dann geduldig und hilfsbereit, wenn sein Gegenüber stur ist und die Hilfe und Liebe gar nicht erkennt.

Katherine Hannigan zeichnet ihre Figuren ohne Auschweifungen klar und deutlich. Der Leser kann sich ein Bild über Delly und ihre Familie machen, ebenso über ihre Mitschüler, über die Dorfpolizistin, die Verkäuferin und die Lehrer. Es ist fast, als fände die Geschichte im eigenen Wohnort statt, so klar erkennt man die Personen. Das Leben von Großfamilien, die scheinbar weit entfernte Jugendzeit der Eltern, die Strenge von Lehrern und Polizei, die schwere Aufgabe, groß zu werden - die Autorin verpackt so viel mehr als nur eine Geschichte in diesem Buch! Es berührt, es bewegt, es öffnet - nicht nur Kindern - die Augen. Und es ist ein Buch, das möglichst viele gelesen haben sollten, damit die Welt ein klein wenig aufmerksamer wird und weniger Schlimmes passieren kann.

Absolut empfehlenswert! Selten kann ich Lobeshymnen auf Bücher dermaßen uneingeschränkt zustimmen, wie hier!