Die Mutterfixierung

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wilde hummel 1 Avatar

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Vigdis Hjorth widmet sich in ihrem Roman einer Mutter-Tochter-Beziehung, die durch den Weggang der Tochter zu einem absoluten Bruch geführt hat. Der Roman lässt der Tochter keine Chance zur Versöhnung, zu einer echten Begegnung im Jetzt, da die Mutter rigoros jeglichen Kontakt unterbindet. Johanna, die Tochter kehrt nach 30 Jahren zurück in ihre alte Heimat und versucht geradezu verbissen, einen Kontakt zu der Mutter und der Schwester zu erzwingen. Der in Ich-Form geschriebene Roman könnte auch ein Tagebuch über gescheiterte Annäherungsversuche sein. Da fast 400 Seiten lange Monolog der Tochter ohne Resonanz und Rückblicke auf die Sollbruchstellen innerhalb der Familie, ermüdet etwas. Warum Johanna geradezu wie eine Stalkerin die Mutter ihrerseits nicht loslassen kann, warum sie nicht schneller die eigene Kündigung nach der Zurückweisung vollzieht, bleibt ein Rätsel und mir wurde die Tochter zunehmend unsympathisch in ihrer kindlichen Mutterfixierung. Mir fehlte der Schlüssel zum Verstehen, warum Johanna aus ihrem selbst bestimmten, unabhängigen Leben in die Regression eines kleinen Mädchens zurückgeht, um die verweigerte Liebe der Mutter einzufordern. Auch die Hälfte der Seiten hätten den Konflikt bereits ausreichend beschrieben, so meinerseits leider keine Leseempfehlung.