Gestörte Mutter-Tochter-Beziehung

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Wie schon der Titel "Die Wahrheiten meiner Mutter" andeutet, geht es in diesem Roman um die Reflexion des Verhältnisses Mutter-Tochter, Suchen von Ursachen und Fragen nach dem Warum, auch um den Versuch einer Annäherung der Tochter an die Mutter.

Johanna, die Ich-Erzählerin, sucht nach 30 Jahren wieder die Nähe der Familie. Anders als von der Familie erwartet, hat sie das Jura-Studium abgebrochen, hat ist auf einen anderen Kontinent gezogen und ist ihrer Leidenschaft, dem Zeichnen, auch beruflich nachgekommen. Besonders ein Gemälde nimmt die Familie ihr übel und bricht den Kontakt ab, reagiert auf keine Annäherungsversuche. Auch jetzt, da Johanna extra wieder nach Norwegen gereist ist, um die Annäherung zu wagen, bleibt diese erfolglos.
Johannas verzweifelter Versuch, den Kontakt nach 30 Jahren wieder herzustellen, lässt Erinnerungen wach werden. Anfangs noch von der Mutter als "besonderes Mädchen" betitelt, lässt diese das aber sein, da ihr Ehemann, Johannas Vater, kein Verständnis zeigt. Für Johannas Verständnis wendet sich Mutter von ihr ab.
Auch zur Schwester Ruth hat Johanna keinen Kontakt mehr. Ruth ist die angepasste Tochter, die nicht aus der Norm gefallen ist.
Durch das Nachdenken über die Mutter kommt Johanna hinter deren Geheimnis, das durchaus auch als ein Zeichen dafür gesehen werden kann, dass auch Mutter ihre Probleme hat. Möglicherweise hat dies auch Auswirkungen auf das Verhältnis zu ihrer Tochter Johanna.
Die Geschichte über die innere Zerrissenheit von Johanna, dem gestörten Verhältnis Mutter- Tochter, hallt noch lange nach, denn jede/r hat eine Familie, eine Mutter und möglicherweise auch Probleme mit dieser, sodass er sich in dem Roman wiederfinden kann.
Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Für mich ein lesenswerter Roman, der mir zu denken gibt, auch noch nach Tagen .
Der Roman war nominiert für den International Booker Prize 2023.