Vorgehaltener Spiegel

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Es ist wie in so vielen Familien: Zu Weihnachten fahren die „Kinder“ zu ihren Eltern „nach Hause“. In dieser Geschichte sind die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar, die „Kinder“, die wiederum mit ihren eigenen Familien bei ihren Eltern einfallen, um Weihnachten zu feiern. So weit so üblich. Zunächst scheint alles, wie man es sich wünscht: es schneit, ist weihnachtlich, doch wie ebenfalls oft üblich bekommt man sich auch recht schnell in die Wolle – hier jedoch noch vor Heiligabend. Vor allem Tamara neidet ihrer Schwester deren Leben, Ingmar fühlt sich zurückgesetzt, Elisabeth versucht zu schlichten: der ganz normale Wahnsinn eben und letztlich hat man sich einfach entfremdet. Damit das Weihnachtsfest nicht allzu sehr vom Streit unter den Geschwistern belastet wird, fahren die drei am Morgen des Heiligabends zu den Eltern – doch nun kommt die wahre Überraschung: die sind nicht da. Lediglich eine Nachricht haben sie den Geschwistern hinterlassen und um deren Botschaft zu verstehen, tauchen die Geschwister ein in ihre Kindheit.

Tja, und was ist nun die Botschaft, ist sie wirklich magisch und was hat das alles mit Weihnachten zu tun? Fangen wir hinten an: Weihnachten ist sicher das „Symbol“, an dem man die hier erzählte Geschichte in den meisten Familien festmachen kann. Meiner Meinung nach hätte es aber auch eine Goldene Hochzeit oder ein runder Geburtstag sein können – letztlich geht es hier um (unerfüllte) Erwartungshaltungen. Und die Botschaft? Die zielt ab auf Familien und ihre Entwicklung, wenn die „Kinder“ erwachsen werden bzw. geworden sind, darum was Familienzusammenhalt ausmacht oder eben nicht, wie man diesen verlorenen Halt vielleicht wiederfindet. Einzelkinder dürften nach der Lektüre froh sein, dass sie keine Geschwister sein – Geschwisterkinder werden sich wiederfinden oder sich freuen, dass es bei ihnen anders läuft. Die Geschichte wird aus der Perspektive der Geschwister erzählt, was sich auch in unterschiedlichen „Erzählfarben“ niederschlägt.

Ein Weihnachtsbuch sind die „Weihnachtsgeschwister“ für mich weniger, was ich aber nicht schlimm finde. Vielmehr bestätigt mich die Geschichte darin, dass man familiäre Anlässe nicht mit Erwartungen überfrachten sollte, sein Gegenüber nehmen, wie es ist, sich dabei aber zugleich nicht zu verbiegen und sich immer zumindest ein bisschen seine Kindheit erhalten sollte. An sich sind „Die Weihnachtsgeschwister“ also nur eine ziemlich alltägliche, dadurch aber auch realistische Geschichte, die einem den Spiegel des eigenen Verhaltens vorhält und so zum Nachdenken bringt.