Weihnachten wie jedes Jahr?

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Schneeflocken fallen sanft vom Himmel und das Zuhause der Eltern steht offen für die drei Geschwister Tamara, Ingmar und Elisabeth mitsamt ihren Familien. Es ist Weihnachten. „Das Fest der Liebe. Der familiären Zusammenkunft. Die Feier der fröhlichen Aufregung und Frohlockung, dass etwas Schönes, Goldenes bei jedem Einzelnen einziehen würde. Irgendeine lebensverändernde Offenbarung. Eben wie die Geburt des Jesuskindes, das der Welt Licht und Hoffnung gebracht hatte.“ Doch zwischen den Geschwistern bestehen Rivalitäten, unausgesprochene Wahrheiten und nicht bereinigte Missverständnisse. Zu einem friedlichen und besinnlichen Fest scheint es ein langer Weg zu sein. Doch die Eltern wissen einen Rat. Als die drei Geschwister nach einer Nacht im Hotel an Heiligabend wieder am Elternhaus zusammenkommen, stehen sie vor verschlossenen Türen. Was ist passiert, wo sind die Eltern? Um das Rätsel zu lösen, begeben sich Tamara, Elisabeth und Ingmar auf eine Spurensuche zurück in ihre glückliche Kindheit. Und finden eine magische Botschaft für ihre Zukunft.

Wie nicht anders von Alexa Hennig von Lange zu erwarten war, legt sie uns mit ihrem Kurzroman „Die Weihnachtsgeschwister“ ein Stück großer Literatur vor, in dem nicht ein falsches oder überflüssiges Wort vorkommt. Sie lässt uns, wie wir es bereits aus „Kampfsterne“ kennen, hautnah und unkommentiert an der Innensicht ihrer Figuren teilhaben. Man muss sich nicht mit allen identifizieren. Warum auch? Distanzierung ist oftmals viel nützlicher für den Leser. So auch bei Tamara, die wohl nicht nur bei ihrer Familie leichtes Grauen erregt. Aber rührt ihr Verhalten nicht daher, dass sie sich missverstanden und ausgegrenzt fühlt? Auch Geschwisterliebe ist eine sehr komplexe Angelegenheit; kann aber auch so schön wie keine andere Liebe sein. Und genau das führt uns Alexa Hennig von Lange vor Augen. Mit der ihr eigenen Professionalität ohne Kitsch und Gefühlsduselei. „Und wenn sie es ab heute nicht schaffen würden, zusammenzuhalten, so, wie sie es früher als Kinder getan hatten, würde all das, was sie gemeinsam erlebt hatten […] zu einer immer stärker verblassenden Illusion werden und irgendwann würde es ihnen so vorkommen, als habe es all das nie gegeben.“ Mein einziger Kritikpunkt ist nur das doch recht abrupte Ende. Es hätte ruhig etwas mehr ausgebaut werden können. Doch auch dies wird wohl seine Richtigkeit haben. Es ist eben als Momentaufnahme gedacht. Am Ende steht einem Weihnachtsfest, wie es sich wohl jeder im Innersten wünscht, nichts mehr im Wege.