Weihnachtsdisharmonie

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Alle Jahre wieder treffen sich die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar zu Weihnachten mit ihren Familien bei ihren Eltern und verbringen dort die Weihnachtstage. Sie übernachten im Hotel in der Nähe, weil sie weiter entfernt wohnen. So sehen sie sich nicht allzu oft und die Weihnachtstreffen verlaufen in Disharmonie und offener Aggressivität.
Durch die Entfernung voneinander ist bei den Geschwistern, die ehemals liebevoll miteinander umgegangen sind und sich gegenseitig gestützt haben, eine Entfremdung eingetreten, die geschmacklose Beschimpfungen und Unterstellungen zulässt. Rücksichtslos wird auf den Gefühlen der anderen herumgetreten.
Die geplagten Eltern wollen diesen Zustand nicht länger hinnehmen und brechen alte Traditionen, um ihre Kinder wachzurütteln und zum Miteinander statt Gegeneinander zurückzuführen. So kocht z.B. die Mutter die Willkommenssuppe aus Dosen anstatt der liebevollen frischen Zubereitung. Schließlich sind die Eltern verschwunden, als die Geschwister an der Tür klingeln. Keiner öffnet....
Die Autorin versteht es großartig, die einzelnen Hauptprotagonisten in Szene zu setzen. Sie beschreibt die Charaktere sehr realitätsnah, mit einem Hauch Sarkasmus und mit allen Rissen in dem schönen Schein. Sicherlich werden diese Züge bisweilen etwas überspitzt dargestellt, aber das erhöht den Unterhaltungswert. Man fühlt sich als unsichtbarer Zuschauer des Geschehens mittendrin und genießt die eigene Anonymität, denn so wird man nicht in die 'Weihnachtsaggressionen' hineingezogen.
Das Buch ist abwechslungsreich geschrieben, in ständigem Perspektivwechsel, was die Komplexität der Anfeindungen symbolisiert. Außerdem kommt so nie Langeweile auf, obwohl nicht wirklich viel passiert. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, weil er lebhaft, lustig und sehr ausschmückend ist.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, in der Vorweihnachtszeit, und so manchen Bezug zu unserem bevorstehenden Weihnachtsfest hergestellt. Wie sieht es bei uns aus? Sind wir frei von Disharmonien? Das Buch hat mich in mancher Weise zum Nachdenken angeregt ...., und deshalb vergebe ich volle fünf Sterne für eine gute, abwechslungsreiche und tiefgehende Lektüre, die die Botschaft der Liebe mit sich führt.