Mitten in der Nachkriegszeit

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josephine5 Avatar

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Als jemand, der diese Zeit nicht miterlebt hat, fühle ich mich durch den Schreibstil von Anne Stern unmittelbar in den Hungerwinter 1946/47 versetzt. Das ist großes Kino! Die Autorin beschreibt die Härte und die Kälte so eindringlich und präzise – von den Entbehrungen bis zum weggeworfenen Kaugummipapier.

Dieser eisigen, düsteren Atmosphäre des Wiederaufbaus und der Entbehrungen steht eine fesselnde Grundstory gegenüber: Lou Faber, eine Fotografin, stolpert über eine weibliche Leiche. Ich mag Lou jetzt schon. Sie ist eine starke Frau, die sich trotz des Chaos ihre Fähigkeit zu Mitgefühl und differenziertem Betrachten bewahrt hat. Das gibt mir Hoffnung in dieser Schwere.

Die Verknüpfung mit dem Kriminalfall macht das schwere historische Thema für mich tragbar. Es ist ein Blick nach vorne, nicht nur zurück. Ich bin unglaublich gespannt auf das Zusammentreffen von Lou und Kriminalkommissar König – dem Ermittler, der unter widrigen Bedingungen einen Fall lösen muss.

Das Cover mit dem Blick durch das Objektiv ist für mich perfekt gewählt, da es Lou's Blickwinkel direkt vermittelt. Ich möchte unbedingt wissen, wie sich dieser Fall entwickelt und welche fesselnde Geschichte hinter den Trümmern Berlins und der Toten steckt.