Anne Stern gehört zu meine liebsten Autoren und auch "Die weiße Nacht" war für mich ein atmosphärisches Highlight. Der harte Winter 1946, die Ernüchterung nach dem Jubel über das Kriegsende, wie es jetzt weitergehen soll und die Erkenntnis, dass nicht nur die Gebäude gebrochene Gestalten sind - all das und noch viel mehr ist geradezu spürbar. Eine Leiche, wie aufgebahrt, gefunden von einer jungen Fotografin und ein Kommissar, der mit sich und seiner Vergangenheit hadert, Ermittlungen, bei denen sich schnell die Frage stellt: wie kann man mit den vergangenen Taten leben und gibt es Gerechtigkeit? Ebenso deutlich wird das Dilemma, dass bei allen Neuanfängen die Frage bleibt: wie können ehemalige Opfer mit den Tätern von damals leben (lernen)? Nicht leicht, aber unglaublich fesselnd zu lesen ein historischer Krimi und ein Auftakt zu einer Reihe, dem hoffentlich schnell ein zweiter Band folgt.