Verbrechen im Hungerwinter

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fredhel Avatar

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Schon von außen gibt das perfekte Coverbild eine Ahnung vom Inhalt. Denn durch eine Kameralinse wird eine winterliche Szene aus dem zerbombten Berlin in schwarz/weiß gezeigt. Von diesem Hungerwinter haben uns die Eltern oft erzählt und in genau dieser Atmosphäre spielt der Roman von Anne Stern. Die Kameralinse gehört zu der Fotojournalistin Lou Faber. Auf ihrer Motivsuche entdeckt sie eine Frauenleiche, die zwar versteckt, dennoch sorgfältig aufgebahrt wurde. Der ermittelnde Kriminalkommissar Alfred König hat noch mit den Schrecken der Vergangenheit zu kämpfen, während die Gegenwart ihm nicht nur mit der Ressourcenknappheit bei der Polizei zusetzt, sondern auch mit Vorgesetzten, die nicht wegen ihrer Tüchtigkeit, sondern wegen alter Seilschaften in ihre Position gehoben wurden. Die beiden entwickeln sich nach anfänglichen Ressentiments zu einem guten Team.
Das Buch firmiert als Kriminalroman, wobei man hier den Schwerpunkt auf Roman legen sollte. Die Spannung ist eher zurückhaltend, währenddessen die Stimmung in dieser Szenerie des Überlebens von Tag zu Tag meisterlich eingefangen wird. Ebenso werden die zwischenmenschlichen Schwingungen zwischen den Zeilen spürbar, ohne groß ausgesprochen zu werden. Der sensible Schreibstil macht mich neugierig auf eine Fortsetzung.