Winter 1946/47 – ein Krimi, der die Kälte spürbar macht

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annikii Avatar

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„Die weiße Nacht“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen, vor allem wegen der ungewöhnlichen Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird. Berlin im Winter 1946/47 ist kein einfacher Schauplatz, doch gerade diese schwierige Zeit macht den Kriminalfall so eindringlich. Der erste Fall von Lou Faber und Alfred König beginnt mit einer toten Frau im Schnee – ein Moment, der mich direkt neugierig gemacht hat, weil Lou als Fotografin Dinge bemerkt, die anderen entgehen. Dieser besondere Blick verleiht ihr eine Rolle, die sich deutlich von klassischen Ermittlerfiguren unterscheidet.

Was mich während des Lesens am meisten bewegt hat, war das Gefühl, wie hart das Leben für die Menschen damals gewesen sein muss. Zwischen Kälte, Not und den Trümmern der Stadt versuchen sie trotzdem, nach vorne zu schauen. Das Buch macht diese Stimmung sehr greifbar, ohne sie überzubetonen oder auszuschmücken. Man spürt einfach, dass jeder Schritt in dieser Zeit schwerer war als gewöhnlich.

Der Kriminalfall entwickelt sich Schritt für Schritt weiter, und genau dieses ruhige, aber stetige Vorankommen mochte ich sehr. Die Geschichte öffnet sich langsam und zeigt Hintergründe, die nicht nur spannend, sondern auch menschlich berührend sind. Besonders Lou ist mir dabei ans Herz gewachsen – mit ihrer feinfühligen Art, ihrer Entschlossenheit und dem Wunsch, mehr zu sehen als das Offensichtliche. Auch das Zusammenspiel mit König wirkt stimmig und glaubwürdig.

Zum Ende hin zieht die Handlung deutlich an, und die verschiedenen Fäden werden überzeugend zusammengeführt. Ich hatte das Gefühl, dass der Weg dorthin gut durchdacht ist und nichts zufällig passiert. Der Mix aus persönlichem Schicksal, historischen Umständen und Krimispannung hat für mich einfach funktioniert.

Fazit: „Die weiße Nacht“ erzählt nicht nur einen Kriminalfall, sondern zeigt gleichzeitig, wie Menschen in schwierigen Zeiten versuchen, ihren Platz zu finden. Ein bewegendes und spannendes Buch, das mir lange im Kopf bleiben wird.