Into the wild

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katrinb Avatar

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„Die weite Wildnis“ entführt den Leser nach Nordamerika in die Zeit der ersten Siedler. Im Zentrum der Handlung steht ein namenloses Mädchen, das nach einem schrecklichen Erlebnis aus ihrer Siedlung in die Wälder flieht. Sehr eindrucksvoll schildert die Autorin den Überlebenskampf des Mädchens inmitten einer unwirtlichen Natur, ihre Anstrengungen, der unmenschliche Kälte, dem beißenden Hunger und den übermächtigen Schmerzen zu trotzen. In Rückblenden wird die Vorgeschichte geschildert und erst langsam entrollt sich das Drama, das sich in der Siedlung abgespielt hat.
Besonders bemerkenswert ist die Sprache der Autorin. Sie wirkt archaisch, manchmal fast biblisch, was dem Buch eine authentische Atmosphäre verleiht. Dabei gelingen der Autorin eindrucksvolle Beschreibungen der elenden Lebensbedingungen der frühen Siedler sowie des Leids, dem eine Frau in jener Zeit ausgesetzt war. Mich haben vor allem die wunderbaren, eindrücklichen und bildhaften Naturbeschreibungen beeindruckt, man spürt die Kälte, riecht den Duft des Waldes, schmeckt das Wasser, sieht die mit Eis überzogenen Bäume und fürchtet sich mit dem Mädchen vor den unnennbaren Schrecken sowie den ganz realen Bären und Wölfen. Im Laufe ihrer Flucht macht die Protagonistin eine eindrucksvolle Entwicklung durch und beginnt, ihr bisheriges Leben und die Werte, die ihr beigebracht wurden, infrage zu stellen. Dabei geht es auch um die Stellung des Menschen und sein Verhältnis zu Gott und der Natur. Schließlich trifft sie eine folgenschwere Entscheidung.
Das Buch ist eines der stärksten, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Die Mischung aus Abenteuergeschichte, historischem Roman und persönlichem Entwicklungsroman sowie die poetische, starke Sprache der Autorin haben mich sehr beeindruckt. Eine ganz klare Leseempfehlung.