Nature Writing par excellence!

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throughmistymarches Avatar

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Nature writing par excellence! Die Geschichte eines Mädchens auf der Flucht ist vieles auf einmal: (feministischer) Abenteuerroman über das Überleben in der Wildnis, Historienroman über den Aufbruch in die neue Welt am Anfang des 17. Jahrhunderts, die Geschichte einer Emanzipation, ein literarisches Bildnis über das gefährlichste aller Raubtiere – den Menschen.

Bildgewaltig und eindrucksvoll beschreibt Lauren Groff die Flucht ihrer (beinahe namenlosen) Protagonistin aus einem Fort früher Siedler in Nordamerika. Die karge Wildnis, in die sie sich begibt, das Unbekannte, wartet mit Gefahren jeglicher Art auf; doch das Bekannte, wovor sie flieht, ist für das Mädchen weitaus schlimmer. Während sie fiebernd mit Naturgewalten zu kämpfen hat und Nahrung sucht, lassen die Monster der Vergangenheit sie nicht allein. Erstmals ist das Leben des Mädchens selbstbestimmt und ihr Wille zu überleben ist groß. Auf ihrer Flucht beginnt sie alles zu hinterfragen, auf ihre kindliche Art beinahe philosophisch. (Ganz wunderbar fand ich die Szene, als sie den Bären beobachtet, wie er einen Wasserfall beobachtet.)
Sie hinterfragt ihre Religion, die Kolonialisierung der indigenen Bevölkerung, die „Unterwerfung“ der Natur, das Miteinander der Menschen und ganz grundsätzlich das menschliche Wesen. Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse sind dabei hochaktuell.

Einen Stern muss ich allerdings abziehen, denn das Ende fand ich ein bisschen unversöhnlich. Es deutet sich zwar an, aber ist doch recht ernüchternd und deprimierend.