Leider teilweise etwas fragmentarisch

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meike Avatar

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In „Die Wellenreiterin“ erzählt die US-Amerikanerin Liz Clark von ihrer mehrjährigen Segelreise durch die Südsee. Dabei hat sie viele schöne und auch ein paar weniger schöne Begegnungen, kämpft sich durch Krankheiten, Verletzungen und Werftaufenthalte, lernt sich selbst durch Yoga, Meditation und spirituelle Lektüre besser kennen und macht sich Gedanken über Umweltverschmutzung und die Rolle des Menschen auf der Erde.

Liz beschönigt dabei nichts, sondern erzählt sehr offen und ehrlich von den Schattenseiten dieser Reise, ihrer Verzweiflung, Einsamkeit und depressiven Verstimmungen sowie den Charaktereigenschaften, die sie an sich selbst nicht mag. Ich fand es auch sehr sympathisch, dass sie sich dafür engagiert, Nachhaltigkeit zu fördern und auf Umweltsünden aufmerksam zu machen. Sie fängt selbst an, auf ihre Ernährung zu achten, Müll zu vermeiden und hält Vorträge in Schulen. Auch ansonsten erkennt man ihre persönliche Entwicklung hin zu einer reifen, selbstbewussten und empathischen Frau.

Leider war das Buch aber an vielen Stellen sehr oberflächlich. Wichtige Entscheidungen wie ein Schwangerschaftsabbruch werden nur am Rande erwähnt und man lernt viele Personen nur sehr flüchtig bis gar nicht kennen. Wenn man sich weder im Segeln noch im Surfen auskennt, ist das Buch an manchen Passagen auch etwas ermüdend – es werden viele Fachbegriffe benutzt (aber nicht erklärt) und Reparaturen am Schiff im Detail geschildert. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und es gibt häufig sprunghafte inhaltliche Übergänge. Vor allem auf den ersten Seiten hat mich das gestört, mit der Zeit wurde der Lesefluss etwas angenehmer. Hilfreich wäre auch eine Karte gewesen, auf welcher Liz‘ Reiseroute oder zumindest die einzelnen Abschnitte eingezeichnet sind. Das wäre aufschlussreicher gewesen als die Angaben der Seemeilen, die sie zurückgelegt hat (und die leider auch nicht ganz stimmen, zwischendurch springen sie von knapp 13.000 wieder auf etwa 10.000 zurück...).

Mir ist bewusst, welch große Herausforderung es darstellt, eine über acht Jahre andauernde Segeltour in ein Buch zu packen und ich habe großen Respekt vor dieser Leistung. Leider ist die Umsetzung meiner Meinung nach aber nicht optimal gelungen. Ich habe ein anderes Buch erwartet und auf mehr konkrete Ideen zum Umweltschutz gehofft. Liz macht zwar auf Umweltprobleme aufmerksam, insgesamt spielt das Thema aber eine geringere Rolle im Buch, als ich erwartet hatte. Eine tiefergehende Beschreibung einzelner Personen und Reiseabschnitte und dafür das Weglassen anderer Aspekte hätte für mich das Leseerlebnis ebenfalls verbessert. Stattdessen habe ich mich durch manche Kapitel etwas durchquälen müssen. Ich denke, für Leserinnen und Leser, die sich fürs Segeln und Surfen interessieren oder selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben, bietet dieses Buch eine spannende Lektüre. Ich persönlich würde Liz, die ich nach wie vor als interessante und inspirierende Frau einschätze, aber lieber über ihren Blog folgen, als dieses Buch nochmal zu lesen.