Die Welt auf dem Kopf

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Die Bewohner eines Hauses sind von oben nach unten, d.h. von reich nach arm sortiert. Eine Sortierung, die zum Schluss ziemlich durcheinander gewürfelt wird.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte im Staccato. Man fragt sich, wie diese Frau redet und ob sie dabei Luft holt. Sie springt von Thema zu Thema ohne einen neuen Absatz, geschweige denn ein neues Kapitel zu beginnen. Sie erzählt im Prinzip 20 Jahre in 20 Sekunden und das macht sie gar nicht mal schlecht! Was normalerweise den absoluten Tod eines jeden Buches zur Folge hat, funktioniert hier. Die Autorin kann erzählen und den Leser fesseln, die Spannung wird gehalten, man will an jeder Stelle wissen, wie es weiter geht.

Inhaltlich gleicht die Erzählung einer Wellenbewegung: Die Protagonistin von unten wird zunächst nach oben, wo sie sich hin geträumt hat, und dann wieder nach unten befördert, wobei ihr allerdings ihre große Liebe (der Herr von oben) folgt, was zu einer neuen Definition von oben und unten führen könnte.

Der Schluss ist gelungen. Man fragt sich, ob die Handlung nun noch zur Realität des Romans gehört oder nur von der Ich-Erzählerin für die todkranke Anna erfunden wurde. Hierbei verwischen die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß. Die Böse ist doch nicht so böse und hat ihre Träume und Enttäuschungen. Der Gute ist nicht so perfekt wie gedacht. Völlig neue Freundschaften entstehen.

Die Autorin hätte sich insgesamt mehr Zeit lassen sollen. Durch ihren Telegrammstil bleibt sie in ihrer Geschichte immer an der Oberfläche. In großen Teilen gleicht der Text mehr einer Zusammenfassung als einer Erzählung. Grundsätzlich ist es ein ganz gutes Buch, es hätte jedoch auch ein sehr gutes werden können, wenn man ihm 200 Seiten mehr gegönnt hätte.