Gut recherchiert und grandios geschrieben!

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plansbymrsgue Avatar

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„Na, wie war dein Urlaub?“ - „Zu kurz!“

Habt ihr das auch schon mal gehört oder sogar selbst so geantwortet? Ich schon.

Sara Weber beschreibt in ihrem Buch „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“ wieso es so scheint, dass die „jungen Leute gar nicht mehr richtig arbeiten wollen“, wieso wir so unglaublich erschöpft sind und abends nur noch genug Kapazitäten haben, um Serien zu schauen.

Dabei gibt sie auch einen authentischen Einblick in ihr persönliches Arbeitsleben, wie sie sich selbst „plötzlich“ im Burnout befand und wie sehr sie rassistische Anschläge, selbst in den USA, belasten. Dieser emotionale Abschnitt hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.

Der erste Teil des Buches hat mir richtig gut gefallen und ich habe mich sehr angesprochen gefühlt.
Im zweiten Teil werden anhand von Gesprächen mit Betroffenen gut recherchierte Fakten zur Gender-Pay-Gap, Frauen-/Elterndiskriminierung, Diskriminierung gegenüber behinderten Menschen und Rassismus auf der Arbeit vorgestellt. Dieser Abschnitt war in manchen Teilen für mich persönlich dennoch etwas zu oberflächlich.

Am Ende gibt Weber einige Denkanstöße, um eine neue Art des Arbeitens zu schaffen, ohne alte Muster zu reproduzieren. Ich bin sehr gespannt, wie das Arbeitsleben 2030 aussehen wird! Und eins möchte ich vorweg nehmen: ohne dass man selbst dafür einsteht, wie man arbeiten möchte, wird sich nichts daran ändern!

„Gewerkschaften? Die streiken doch immer, wird nie was gearbeitet…“
„Ich kann mir aber nachhaltige Mode nicht leisten! Pri*k ist so toll, so günstig!“
„Wieso sind hier denn so viele Leute im Wartezimmer!!! Geht das nicht schneller?“

Wir müssen uns AKTIV dazu entscheiden, auch mal den langsameren Weg einzuschlagen, geduldiger zu werden, nicht immer nach der „Geiz ist geil“-Mentalität zu leben. Und das in ALLEN Bereichen unseres Lebens. Systemrelevante Berufe haben 2020 von uns ein läppisches Klatschen bekommen! Pflegekräfte, Lehrkräfte, med. Personal, VerkäuferInnen, … - ohne diese Menschen haben wir ein Problem und genau da fehlt es an Personal. Und wenn diese Personen streiken, sollten wir sie so gut es geht unterstützen. Bevor diese Jobs niemand mehr machen will, weil alle Top-Manager oder Investment-Banker geworden sind.

Ich denke, ich hab genug gesagt. Ich habe das Buch in 1,5 Tagen gelesen - es trifft den Nerv der Zeit und ich hoffe sehr, dass eine Veränderung der „ways of working“ eintritt.

4,5 von 5 Sternen