Utopie für ein besseres Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
igirl Avatar

Von

Es sind viele schöne Gedanken, die in diesem Buch beleuchtet werden. Wer wünschte sich das nicht: Arbeit, die wirklich Spaß macht, die genügend Zeit für andere Dinge lässt und die ein auskömmliches Leben bietet. Es ist schon richtig, man möchte, man könnte, man sollte – wenn da nur nicht die familiären und finanziellen Verpflichtungen wären. Wie hat unser afghanischer Freund mal gesagt: wenn man sich für das tägliche Essen der Familie kümmern muss und man vor Sorge nicht aus noch ein weiß, dann hat man keine Gedanken übrig für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Ich möchte die Überlegungen in dem Buch von Sara Weber nicht klein reden. Es steckt viel Wahres und Erstrebenswertes darin und ich denke, dass jeder Mensch, gerade auch die jungen Menschen, genau überlegen sollten welchen beruflichen Weg sie einschlagen und inwieweit sie sich dem Mainstream des immer-mehr-und-immer-das-Neueste-haben unterwerfen wollen. Denn letztendlich geht es doch immer darum genug Geld zu haben für Essen, Wohnen, Gesundheit und Sicherheit. Doch woher soll das Geld kommen für die überzogenen Mieten, Heizung und Strom, für gesundes Essen und teurem ÖPNV, wenn nicht aus Arbeit? Solange Politik, Wirtschaft und Finanzwesen unser Leben diktieren sehe ich keinen schnellen Weg aus diesem Arbeitnehmer-Dilemma.
Was mir dazu im Buch gefehlt hat ist eine eingehendere Betrachtung zu möglichen Finanzierungsmodellen, wenn Arbeitszeiten reduziert werden und das nicht dazu führen soll, dass man in kürzerer Zeit das gleiche Arbeitspensum erledigt. Oder die Rentabilität aufrecht erhalten bleibt, wenn mehr Leute eingestellt werden, um das gleiche Arbeitspensum zu bewältigen.
Gut fand ich, dass die Autorin die Rolle von Frauen in der Gesellschaft beleuchtet und die unbezahlte Arbeit der Frauen kritisiert, die schließlich das Gemeinwohl sichert. Es ist in der Tat eine Schande, dass die Hälfte der Menschheit nach wie vor von der anderen Hälfte, der männlichen Machtclique, benachteiligt wird. Das wäre mal ein Zeichen, wenn alle Frauen die Arbeit niederlegen würden, sowohl die berufliche als auch die unbezahlte Küche-Kinder-Kirche-Arbeit, wobei ich Kirche mit Ehrenamt gleichsetze. Yes, we can't.

Mein Fazit: kurzweilig geschrieben und absolut lesenswert.