Ein wunderbarer Abschluss der Rosen-Trilogie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
klusi Avatar

Von

 

Der dritte Band des Rosen-Zyklus von Jennifer Donnelly dreht sich um Seamus, den jüngsten Finnegan-Bruder. Wie man schon im Band „Die Winterrose“ erfahren hat, fand Seamus Finnegan in Willa Alden seine große Liebe. Neben einer tiefen Zuneigung verband die beiden auch die große Leidenschaft für das Bergsteigen und das Abenteuer. Bei der gemeinsamen Erstbesteigung des Kilimandscharo  kam es zu einem tragischen Unfall, bei dem Willa abstürzte und schwer verletzt wurde. Um ihr Leben zu retten, musste Seamus der Amputation eines ihrer Beine zustimmen. Die verzweifelte Willa konnte ihm das nicht verzeihen, denn sie gab ihm die Schuld daran, nie wieder klettern zu können.
Beide leben von da an in getrennten Welten, Seamus in England, Willa in Tibet, aber sie können einander nicht vergessen.
Nach Jahren begegnen sie sich in London wieder, und die alte Anziehungskraft, die starken Gefühle füreinander, sind wieder da. Aber die Umstände haben sich geändert, denn Seamie ist mittlerweile mit Jennie Wilcott, der Tochter des Reverend von Wapping, verheiratet. Nach langen Jahren des Wartens auf Willa und der Enttäuschung hat er sich auf diese neue Beziehung eingelassen, und Jennie erwartet ein Kind von ihm. Die Aussicht auf ein gemeinsames Glück für Willa und Seamie erscheint daher hoffnungslos, denn trotz seiner unveränderten Empfindungen seiner alten, großen Liebe gegenüber hat Seamus den festen Entschluss gefasst, Jennie ein guter Ehemann zu sein.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine nette, etwas verzwickte Liebesgeschichte, ist jedoch viel mehr. Man findet sich in einer sehr komplex angelegten Familiensaga wieder und zugleich in einem packenden Abenteuerroman. Seamus’ Geschwister und ihre Familien, die man größtenteils bereits aus den vorherigen beiden Bänden kennt, haben nicht nur kleine Nebenrollen, sondern sind auch diesmal wieder sehr aktiv in den Ablauf eingebunden. Der entscheidende Part der Handlung liegt natürlich bei Willa und Seamie, die beide sehr viel Leid ertragen und zum Teil unmenschliche Strapazen erdulden müssen. Besonders Willa schließt sich waghalsigen Unternehmungen an, da sie der Ansicht ist, nichts zu verlieren zu haben. Sie hat sich mittlerweile ganz dem Fotografieren verschrieben und geht darin auf, Außergewöhnliches und auch Gefährliches im Bild festzuhalten. Ihre riskanten Aktionen führen sie nach Arabien, zu wilden, ursprünglichen Schauplätzen, und sie bringt häufig dabei ihr Leben in Gefahr.
Es sind die Jahre des ersten Weltkriegs. Die historischen Ereignisse nehmen viel Raum ein, aber die Geschichte ist nicht überfrachtet, es wird politisch nicht allzu sehr ins Detail gegangen. Obwohl es mehrere, zum Teil recht kompliziert verflochtene Handlungsstränge und auch einige folgenreiche Verwicklungen gibt, kann man dem Geschehen durchweg gut folgen.
Donnelly’s Schreibstil hat sich ein wenig verändert, er ist meiner Meinung nach ausgereifter und noch besser geworden. „Die Wildrose“ ist ein sehr ernster, dramatischer Roman, in dem die schönen Ereignisse nur ganz sparsam ihre Lichtpunkte setzen. Es ist ein grandioses, mitreißendes Leseerlebnis.

 

Liebe Grüße Klusi