Das Gefühl der Grenzenlosigkeit

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Die junge Nina von Veltheim lebt 1917 auf einem Gut in der Uckermark. Als der Vater nicht mehr heimkommt, wird es schwer für die Familie und ihr Bruder Carlo muss das Gut übernehmen. Auch Nina will ihren Teil zum Erhalt des Guts beitragen, doch die Familie hat andere Pläne mit ihr.
1921 wird sie nach Berlin geschickt, wo sie ihrem Talent nachgehen soll. Doch Nina steht nicht etwa auf der Bühne oder will eine bekannte Schauspielerin werden. Sie möchte hinter den Kulissen wirken, Geschichten erzählen und die Leute mit ihren Programmen faszinieren, verzaubern und in eine andere Welt entführen.
Doch ganz so einfach ist es nicht, erst recht nicht in Berlin, wo niemand sie und ihr Talent kennt. Als Nina Berlins „Wintergarten“ kennenlernt, hat sie ein Ziel vor Augen, das es zu erreichen gilt. Doch der Weg dorthin ist steinig und mühsam.

Nina von Veltheim ist eine starke junge Frau, die um ihr Können weiß und sich nur selten beirren lässt. Ihr Weg in Berlin in der Nachkriegszeit ist steinig und ich bekam als Leserin einen sehr guten Einblick in das schwierige Leben jener Zeit, in die Überlebenskräfte der Menschen und den Willen, eine bessere Welt zu schaffen.
Zeitgleich durfte ich Nina über die Schulter blicken, Theater, Varieté und die Bühne von Berlins Wintergarten näher kennenlernen. Nina hat mich von Anfang an begeistert mit ihrer Art, ihren Ideen und ihrem unerschütterlichen Optimismus. Aber auch Jenny, die ihren Sohn durchbringen muss und Sonia, die eigentlich nur zeichnen möchte und sei es für einen Teller dünne Suppe. Drei starke Frauen vor der Kulisse Berlins, die alle ihren Weg gehen und diesen letztlich versuchen gemeinsam zu beschreiten.
Charlotte Roth hat in dem Buch genau den richtigen und zur Thematik passenden Ton getroffen. Er ist sehr der Theaterwelt angepasst, etwas melancholisch und doch voller Hoffnung und Träume. Bereits nach den ersten Seiten taucht man ganz in diese schillernde und doch recht harte Welt ein.
Charlotte Roth arbeitet mit Perspektivenwechseln, so dass ich immer einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte hatte, etwas mehr Hintergrundwissen und die Familie von Nina nicht aus den Augen verlor.

Fazit:
Ein gelungener Auftakt zu einer Trilogie, die sich um den Berliner Wintergarten dreht und mich in die Welt des Varietés der Nachkriegszeit entführte.