Völlig übertrieben und einfach nicht mein Fall

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
ice_flower Avatar

Von

Nina von Veltheim, die aus der beschaulichen Uckermark in Brandenburg stammt, versucht im Berlin der 20er Jahre am Theater durchzustarten, aber nicht als Schauspielerin, sondern an den Schalthebeln des Theaters, als Regisseurin oder Programmdirektorin- Berufe, die selbstverständlich zu dieser Zeit nur von Männern ausgeführt werden. Auf ihrem Weg findet sie die Freundinnen Jenny und Sonia. Gemeinsam wollen die Frauen das Theater Berlins beleben. Als sich die Möglichkeit bietet, im legendären Wintergarten aufzutreten, wollen sie ihre Chance nicht ungenutzt lassen. Doch es wird insgesamt für alle komplizierter als gedacht.
Das Buch „Die Wintergarten-Frauen“ stammt aus der Feder der Autorin Charlotte Roth, von der ich bisher noch nichts gelesen habe. Da mich das Cover und Thema des Buches über die schillernden 20er Jahre sehr angesprochen hat, bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Dieser Band ist der Start zu einer neuen Romantrilogie über drei Frauen und den Wintergarten. Die Kapiteleinteilung ist gut gewählt und beleuchtet einzelne Charaktere näher, in denen man aus ihrer jeweiligen Sichtweise etwas erfährt, was ich sehr gelungen finde. Die Idee und die Geschichte sowie das Setting an sich, haben mir außerdem ebenfalls sehr gut gefallen.
Leider waren das aber bereits meine positiven Worte über das Werk. Das Cover des Buches ist super, aber es leitet für den ersten Teil völlig in die Irre, da die Frauen erst am Ende des Buches die Möglichkeit bekommen, im bekannten Wintergarten aufzutreten und bis dahin ist leider wenig Gold und Glitzer vorhanden, sondern es werden auch eher die politischen Entwicklungen und die ganz persönlichen Schicksale der Charaktere beleuchtet. Außerdem finde ich die Beschreibung des Buches ebenfalls nicht gut gelöst. Nina ist eine schreckliche Protagonistin. Eine völlig arrogante Göre, die meint, sie krempelt jetzt alles um, dann aber auch andersrum bis hin zum völligen Zusammenbruch eben überhaupt nicht mehr selbstbewusst ist. Ich kann mit ihr einfach nichts anfangen, mich nicht identifizieren und ich finde sie einfach nicht gelungen und das ist noch mild ausgedrückt. Ich fand zum Beispiel auch das Kennenlernen mit Jenny völlig unrealistisch und wie so manches an den Haaren herbeigezogen und einfach übertrieben gewollt. Teilweise sind die Charaktere von einer Euphorie getrieben, die ich nicht verstanden habe. Genauso wie ich insgesamt mit dem Konstrukt der Geschichte nicht zurechtgekommen bin, es werden viele Nebensächlichkeiten behandelt, die meiner Meinung nach langweilig sind und nichts zum Fortgang der Geschichte beitragen, und das in sehr vielen ausschweifenden Sätzen, sodass ich anfing die Seiten zu überfliegen. Sicherlich, einige Hintergrundinformationen sind sehr schön, aber hier ist es wirklich extrem. Ich habe immer auf den großen Durchbruch der Frauen gehofft, der hier nun leider am Ende nur angedeutet wird und sicherlich in Band 2 seine richtige Fortsetzung finden wird. Dazu kam ein etwas eigensinniger Schreibstil der Autorin, ich würde ihn als sprunghaft und unharmonisch beschreiben und oftmals sehr abrupt, sodass für mich kein Lesegenuss entstanden ist.
Mein Fazit: Das Buch ist langweilig und wird durch Nebensächlichkeiten unnötig in die Länge gezogen. Leider weckt es als Ausgangspunkt für eine neue Reihe absolut nicht meine Neugier, sodass ich diese Reihe nicht weiterempfehlen kann bzw. weiterverfolgen werde. Das ist sehr schade, denn ich hatte mir durchaus mehr versprochen (siehe vielversprechendes Cover). Ich vergebe noch gut gemeinte 2 von 5 Sternen für das historische Setting und die gute Idee hinter dieser lahmen Geschichte.