Wintergarten

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Ein Buch, das uns in das Berlin der Golden Twenties des letzten Jahrhunderts führt. Nina von Veltheim ist ein eher unscheinbares Mädchen, das wohlbehütet auf einem Gut in der Uckermark aufwächst. Schon immer interessiert sie das Theater, von klein auf hat sie Theateraufführungen für ihre Familie gemacht. Da es ihr Traum ist, in der glitzernden Metropole Berlin ein Stück aufzuführen, gibt ihr ihre Familie die Möglichkeit, diesen Traum zu erfüllen. Aber so leicht, wie sich Nina das alles vorgestellt hat, ist das nicht. Sie spricht in mehreren Theatern vor, überall wird sie abgewiesen. Als sie letztendlich ein Vorstellungsgespräch bekommt, endet es damit, dass der Direktor ihr ein Angebot für ein Stelldichein für eine Nacht in einem vornehmen Hotel mit ihm macht. Nina gibt nicht auf, sie möchte in einem Varieté, wie dem Wintergarten, eine Aufführung haben. Sie schart eine Menge Künstler um sich, probt mit ihnen, hat wirklich grandiose Einfälle, aber niemand ist an ihnen interessiert. Aber sie hat einige gute Freunde wie die Schlangenfrau Jenny, die Malerin Sonia und den Kneipenwirt Albert. Alle leiden Hunger, das Geld ist knapp, sie frieren, aber Nina steht über allem, ihr Ziel immer vor Augen. Die Autorin hat diese Zeit sehr genau geschildert, sie hat geschickt Ninas Geschichte mit der Wirklichkeit verwoben. Die Politiker sind reell, die Inflation ist in vollem Gange und die Menschen haben das Geld auf Leiterwägen gestapelt, um damit ihr Brot kaufen zu können. Und man spürt schon den Hauch der Nationalsozialisten, der Judenhass nimmt schon seinen Anfang. Der Wintergarten und seine Artisten sind unglaublich gut beschrieben, die sternenklare Nächte, aber auch die Bettler und die armselige Bevölkerung. Die ersten 80 Seiten zieht sich das Buch etwas zäh dahin, aber dann wird es um so interessanter und man fragt sich, was sich Nina noch alles einfallen läßt, um auf sich aufmerksam zu machen. Charlotte Roth hat uns in eine Stadt entführt, die nachts blinkt und glitzert und bei Tag armselig und schmutzig ist und doch gibt es noch reiche Leute und der Champagner fließt in Strömen, während ein paar Häuser weiter die Kinder hungrig ins Bett gehen. Das Cover ist sehr elegant gestaltet, schwarz-golden und über allem schaut eine wunderbare Frau in die Ferne, die man mit Marlene Dietrich vergleichen möchte.