Das geheime Doppelleben der Maria Dolors

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saralie Avatar

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Maria Dolors ist 85 und kann seit einem Schlaganfall nicht mehr sprechen. Seitdem wohnt sie auch bei ihrer jüngsten Tochter und deren Familie, die bis auf Martì, den Sohn, denkt, dass sie taub sei. Daher bekommt sie sehr viel mit, da sowohl Tochter als auch Enkelin ihr regelmäßig ihr Leid klagen, in der Annahme, die Mutter/Oma würde eh nichts verstehen. Und dabei verraten sie sehr pikante Details aus ihrem Leben, von denen kein anderes Familienmitglied etwas weiß.
Gleichzeitig beginnt Maria Dolors, für Sandra, ihre Enkelin, einen Pullover zu stricken. So wirkt sie noch abwesender als sonst, wobei sie immer aufpasst, dass Sandra nichts davon mitbekommt, da es eine Überraschung werden soll. Doch Sandra ist - wie alle anderen auch - viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um etwas zu merken.

Die Geschichte springt alle paar Seiten zwischen der Gegenwart und der Geschichte von Maria Dolors hin und her. Diese Wechsel fand ich ab und zu schon verwirrend, weil noch nicht mal eine Leerzeile dazwischen war. Aber man gewöhnt sich daran. Man erfährt, was sie alles erlebt hat, wovon in ihrer Familie niemand weiß - was in einigen Fällen wohl auch besser so ist.

An sich liest sich das Buch sehr flüssig und spannend, aber gerade bei den Rückblenden hat es auch seine Längen, da es stellenweise sehr vorhersehbar ist.

Ich hätte gerne 4,5 Punkte vergeben. Die Entscheidung zu Gunsten der 5 fiel deswegen, weil ich das Thema sehr gelungen gewählt fand. Bisher ist mir noch kein Roman begegnet, der aus der Sicht einer verstummten Seniorin geschrieben ist und der einen dazu bringt, sich damit zu beschäftigen, wie es einem selbst in dieser Situation gehen würde. Dazu kommt, dass ich den Epilog sehr interessant und vor allem bewegend fand.

Fazit: Ein gelungenes Buch mit ein paar wenigen kleinen Schwächen.