Die Geschichte über eine sehr liebenswürdige Omi

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Ach, was habe ich bei dieser Lektüre geschmunzelt und geweint. Der Roman handelt von Dolors, einer gebildeten Frau in hohem Alter, die nach einem Schlanganfall nicht mehr sprechen kann und nun bei ihrer Tochter Leonor und deren Familie lebt, in welcher sie sich manchmal mehr wie ein Möbelstück als ein Lebewesen fühlt, weil man von ihr annimmt, dass sie nicht nur stumm sondern auch taub ist, aber da liegen alle falsch. Dolors hört noch sehr gut und bekommt somit auch alle kleinen und großen Geheimnisse der Familie mit.Während der Leser also einerseits erfährt, was in der Familie so alles passiert, lässt ihn Dolors andererseits auh an ihren Erinnerungen an früher teilhaben. Die Handlung wird stets aus Dolors' Sicht erzählt, sie springt oft zwischen  ihrer Vergangenheit und der Gegenwart hin und her. Allerdings kann man trotz der ineinander übergehenden Zeitwechsel sehr gut folgen, was gerade erzählt wird und so hat man am Ende der Lektüre auch einen sehr guten Überblick von Dolors Leben und ihrer Ansichten sowie der damaligen Lebensverhältnisse und Standesklauseln, und den Geschehnissen in der Familie der Jetzt-Zeit.

Der Schreibstil ist wirklich flüssig und angenehm, die Zeitwechsel sind nicht visuell voneinander abgetrennt, doch meiner Meinung nach kann man der Handlung stets gut folgen. Die Charaktere sind authentisch, die einen mag man mehr, die anderen weniger. Dolors war für damalige Zeiten eine sehr gebildete an Philosophie interessierte Frau, teilweise sehr ungehorsam und sicher nicht immer eine angenehme Zeitgenossin. Trotzdem sind sie und ihr Enkelsohn Marti mir sehr ans Herz gewachsen, ich habe diese kurze "Reise" mit ihnen sehr genossen. Die Lektüre ist sehr kurzweilig und mir viel es immer schwer, das Lesen mal zu unterbrechen, weil leider auch noch andere Dinge erledigt werden müssen. Was mir allerdings gar nicht gefallen hat, war, dass so ziemlich sämtliche problematische Themen aufgegriffen wurden, ich möchte nicht zuviel vorwegnehmen, aber beispielsweise kommen die Themen Magersucht, Homosexualität, Verführung Minderjähriger und Seitensprünge vor. Manchmal ist weniger mehr, so würde die Geschichte auch viel realer wirken.

Trotz allem kann ich nur wiederholen, was ich bereits gesagt habe: Ich habe gelacht und geweint, welches Buch kann das schon? Ich würde den Roman aber nur mit Einschränkung weiterempfehlen, da es mir einfach etwas 'too much' war, d.h. es wirkte fast, als hätte die Autorin sämliche Vorurteile,Straftaten und Problematiken gesammelt und daraus eine Geschichte gestrickt.