Perfekt gestrickt

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gisel Avatar

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Maria Dolors ist 85 und lebt nach einem Schlaganfall bei ihrer Tochter in London. Sie kann nicht mehr sprechen, doch sie hört und sieht immer noch gut. Das aber ahnt außer ihrem Enkel keiner der Familienmitglieder, und so benehmen sie sich, als würde die alte Frau von ihrer Umwelt gar nichts mehr mitkriegen. Während sie für ihre Enkelin einen Pullover in bunten Farben strickt, lernt sie die Geheimnisse der Familienangehörigen kennen. Und auch sie selbst hat ein großes Geheimnis, das nun, da sie es nicht mehr erzählen kann, wieder in ihr Bewusstsein rückt. Nur der geneigte Leser darf es erfahren und lernt so die Frau Maria Dolors in all ihren Lebensphasen kennen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Maria Dolors erzählt, einer lebenslustigen Frau, die viel erlebt hat und nun die Familie ihrer Tochter mit ihrer Lebensweisheit betrachtet und schnell sieht, was sonst keiner sehen will: Die Magersucht der Enkelin, die Homosexualität ihres Enkels, die Probleme in der Ehe ihrer Tochter, das Verhältnis ihres Schwiegersohnes zu einer seiner Schülerinnen…
Die Geschichte ist sehr geschickt aufgebaut, mit jedem fertigen Einzelteil des Pullovers erfährt der Leser mehr über Maria Dolors‘ Vergangenheit wie auch über die Familie ihrer Tochter. Ein Roman der leisen Töne, leicht zu lesen, humorvoll und sehr einfühlsam geschrieben. Gleichzeitig ein kluges Plädoyer für mehr Toleranz und Verständnis untereinander. Ein Buch über das Leben an sich, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert.