Tolles generationsübergreifendes Buch

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Schon der zweideutige Titel des Buches greift beide Seiten auf, denn die heute 85 jährige Dolores war auch mal jung. Heute lebt sie nach einem Schlaganfall, der ihr die Sprache nahm, bei ihrer jüngeren Tochter Leonor, dem Schwiegersohn Jofre und den Enkeln Marti und Sandra. Da sie auch kaum noch laufen kann sitzt sie meistens im Wohnzimmer, wo sie selten bemerkt wird und quasi zum Inventar gehört. Hören, auch wenn das nicht jeder glaubt, kann sie aber noch sehr gut und so erfährt sie so einiges von ihren Mitbewohnern, was dem Rest der Familie verborgen bleibt, da jeder seine Kleineren und größeren Geheimnisse hat. Wunderschön geschrieben sind die Erinnerungen an die Vergangenheit mit dem Geschehen der Gegenwart verwoben. Aus den Gedanken von Dolors sprechen die Gelassenheit und Weisheit des Alters, die auf ihr Leben zurückblickt, das sie wahrlich gelebt hat. Und auch sie hat ihre Geheimnisse. Viele verschiedenen Themen und Arten des Zusammenlebens werden in diesem Buch angesprochen: Sexualität spielt eine große Rolle, aber diese wird nie abwertend beschrieben, sondern immer sehr einfach und gefühlvoll dargestellt. Ob es um das 1. Mal geht, um Fremdgehen der verschiedenen Personen oder um Homosexualität, alles gehört in dieser Familie mit zum Alltag und muss von allen Personen verarbeitet werden. Sie möchte noch einmal einen ganzen Pullover stricken und der soll für Sandra sein. Sehr gefühlvoll geschrieben war das Buch ein wahres Lesevergnügen. Hätte ich die Wahl zwischen stricken oder lesen, würde ich mich für das Buch „Die Woll-Lust der Maria Dorlos“ entscheiden. Nicht viele Bücher schaffen es den Leser durchweg ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern - dieses gehört aber dazu.