Darf es etwas mehr sein ? Ja, unbedingt !

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Stephanie Schusters Wunderfrauen beginnen im Jahr 1953 mit einem Prolog, der neugierig auf die Handlung macht.

Das Buch beschreibt den Lebensweg von 4 Frauen die sich in den Nachkriegsjahren neu orientieren müssen. Annabel, Marie, Helga und Luise scheint zunächst einmal nicht viel miteinander zu verbinden, die private und berufliche Situation ist sehr unterschiedlich. Im Laufe der Erzählung kreuzen sich die Wege, es entstehen Freundschaften und Feindschaften, letztere aus Missverständnissen geboren.

Die Personen wurden gut miteinander verflochten und jeder Frau wird auch immer wieder ein längerer Abschnitt gewidmet, in der man tiefer in die individuelle Geschichte einsteigen kann.

Die Notizbucheinträge von Luises sind interessant und mit Humor findet sich dort manche Anekdote aus dem Berufsalltag des Tante Emma Ladens.
Die Wunderfrauen haben mir gut gefallen, das Buch war flüssig zu lesen, hat die Zeit gut wieder gegeben, die Protagonisten waren gut charakterisiert. Die eingestreuten Detailinfos, die zur damaligen Zeit 'eben so waren' und für uns heute unvorstellbar sind, machen den Zeitgeist deutlich. Unsere Mütter und Großmütter haben all dies noch genauso erlebt und wir dürfen dankbar sein, dass sie sich für die Gleichberechtigung eingesetzt haben.
Angesprochen werden z.B. die Themen Sorgerecht, die Macht der Ehemänner und der Einfluss von Erziehungsberechtigten und Vorgesetzten.
Die Erlebnisse während des Nazi-Regimes werden in geringem und erträglichen Maß angesprochen, hier aber nicht nur im Hinblick auf die russischen Soldaten, deren Verhalten wohl allgemein bekannt ist. Auch die amerikanischen Soldaten werden nicht nur als Schokoladeverschenkende Befreier dargestellt.

Es ist deutlich zu spüren, dass die Autorin eine umfassende Recherche betrieben hat, deren Ergebnisse das Buch zu mehr machen als nur einen Roman über Aufbruch und Neubeginn. Es ist ein Zeitzeugnis mit vielen Details, die für uns heute nicht mehr vorstellbar sind.
Die Entwicklung einer jeden der vier Wunderfrauen war spannend zu verfolgen, wie eine jede ihren Weg geht und ihr Ziel verfolgt, wie sie nach den Kriegsjahren zu sich und zu einer neuen Aufgabe finden, wie sie sich langsam emanzipieren, im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Ich bin gespannt darauf zu erfahren, welchen Weg Annabel, Marie, Helga und Luise gehen werden, was aus Martin und Manni wurde und welche Rolle Noah noch spielen wird.

Fazit: ein lesenswertes Buch, bei einem Wein würde man sagen 'süffig', es war gut zu lesen, flüssiger Handlungsablauf. Es bleiben ausreichend offene Enden, die mich als Leserin neugierig machen auf Band zwei, den ich mit Sicherheit lesen werde und der im Februar 2021 erscheint. ‚Darf’s ein bisschen mehr sein ?‘ lautet die Frage auf dem Buchrücken. Antwort: Ja, unbedingt liebe Stephanie Schuster !